Mutter Natur, Hauptangeklagte, in allen Punkten schuldig, besondere Schwere der Schuld
Als Pseudorealität wird eine Welt bezeichnet, die von den in ihr lebenden Wesen als wahr, richtig und unabänderbar wahrgenommen wird, in Wirklichkeit aber des Lebens größter Feind ist und es nicht verdient, real zu sein. Kennzeichnend sind totalitäre, unverhandelbare Naturgesetze, die die Basis für schlimmste Grausamkeiten bilden, aber von der Bevölkerung hingenommen und oft sogar verteidigt werden. Die Umwelt sowie die innere Natur des Menschen verursachen gleichermaßen unermessliches Leid und schränken die Möglichkeiten des Empfindens von Freude ein. Die Psyche gaukelt einem Sinn und Hoffnung vor, um einen wiederholt zu enttäuschen.
Dieser Artikel befasst sich mit der Fehlbarkeit der Natur. Im Bestreben, der Probleme Herr zu werden, bürden sich die Leute zusätzlich menschgemachte Regelsysteme auf. Die daraus resultierenden gesellschaftlichen Probleme sind ein großes Thema für sich und werden unter Gesellschaftskritik genauer beleuchtet.
Die Pseudorealität ist so gestaltet, dass sie angenehme Phantasien und Spiele als dem krankhaften "Ernst des Lebens" untergeordnet erscheinen lässt. Aber Phantasie ist ganz im Gegenteil die legitime Realität, weil sie viel mehr Freiheit und Freude bieten. Zwar können auch Spielszenarien Regeln, Einschränkungen und simulierter Gefahr unterliegen, aber das ist freiwillig. Hier verzichtet man bewusst auf einen Teil der Möglichkeiten, um sich zu messen oder ein besonderes Erlebnis unter speziellen Umständen zu haben. Verluste in einem solchen Szenario sind nicht endgültig und lebensbedrohlich. Wenn Spiele negative Auswirkungen haben, wie z.B. Sucht oder ungesunden Eskapismus, dann liegt der Fehler nicht am Spiel, sondern an der Realität, innerhalb derer das Spiel gespielt wird. Sollten wir im Folgenden abwertend über imaginäre Dinge reden, indem wir sie als "Illusionen" oder "Halluzinationen" abtun, sei klargestellt, dass wir nicht die Imagination an sich ablehnen, sondern den Umstand, dass uns die Welt manchmal in die Irre führt und daraus falsche Hoffnungen und Taten hervorgehen. Wer sich aber der Schlechtigkeit der Welt bewusst ist und sich absichtlich eskapistischen Praktiken hingibt, hat unser Verständnis.
Mit Realität wird gemeinhin die physiche Welt im Gegensatz zu virtuellen Welten und Phantasien bezeichet. Diese Definition ist akzeptabel, wenn sie als wertfreie Bezeichnung zur Unterscheidung von Existenzformen dient. Als problematisch empfinde ich jedoch, wenn der Begriff benutzt wird, um die physische Welt und den "Ernst des Lebens" als das einzig Wahre und Richtige darzustellen und alles Geistige und Müßige als nutzlose Phantasterei abzutun. Wenn er benutzt wird, um Missstände der physischen Welt aufgrund ihrer bloßen vermeintlichen Unabänderbarkeit zu rechtfertigen und Idealismus zu verunglimpfen.
Bloß weil die "Realität" als übergeordnet und alternativlos gilt, muss ich sie noch lange nicht für makellos und gerecht halten. Schon allein, weil sie unverhandelbar ist, disqualifiziert sie sich als gerechtes System, ganz zu schweigen von ihren eklatanten Mängeln. Ich habe mich daher entschieden, den "Ernst des Lebens" zu einer grundlegend falschen Daseinsform zu erklären und dessen Überwindung hin zu einer Existenz in reiner Phantasie zum erstrebenswerten Ideal. Die höchste Form der Wahrheit sollte nicht in dieser beschränkten, aufgezwungenen, leidvollen Welt liegen, sondern im uneingeschränkten Zugang zu allem Vorstellbaren, echter Selbstbestimmung und der Realisierbarkeit von unendlicher Freude.
Assoziationen
Realität≙
Phantasie≙
Zwang Zwänge sind das prägende Merkmal der Realität
Freiheit
Leid Leid hat immer Zwänge zur Ursache.
Freude
Ernst Ernst bedeutet, dass eine Situation die Möglichkeit schwerwiegender schädlicher Konsequenzen bereithält oder diese Konsequenzen bereits eingetroffen werden. Die ständige Gefahr ist eine Zumutung und verleidet einem das Leben
Spaß
Arbeit Arbeit wird hier als eine Tätigkeit definiert, die man nicht aus innerer Motivation tut, sondern die langweilig und notwendig ist.
Freizeit
Fremdbestimmung
Selbstverwirklichung
Langeweile
Abenteuer
Stress
Erfüllung
Bedrohung
Geborgenheit
Altern
Jugend
Verfall
Kreativität
Über den Begriff Natur
Mit Natur wird gemeinhin die Wildnis im Gegensatz zur Zivilisation bzw. das Lebendige / von allein Entstandene im Gegensatz zum künstlich Erschaffenen bezeichnet. Angesichts der rücksichtslosen Ausbeutung und Zerstörung der Natur durch den Menschen wird sie vorschnell als gutmeinendes, unschuldiges Opfer dargestellt. Doch Natur ist im weitesten Sinn das Naturgesetz, nach denen sich alles im Universum entwickelt. Die oberflächliche Schönheit und empfindliche Balance unberührter Ökosysteme ist ebenso ein Produkt der Natur, wie der rastlose Geist des Menschen, der in seinem unbändigen Gestaltungswillen die Umwelt schädigt. Unter der hübschen Oberfläche aus imposanten Landschaften, saftigem Grün und quirligen Tieren ist die Natur ein grausames, abgrundtief perverses Regime, das auch Krankheiten, Naturkatastrophen und die Effekte und Dynamiken von Gewalt zu verantworten hat. Und indem die Natur kein Bewusstsein und keinen Willen hat, entzieht sie sich jeder Verantwortung.
Es heißt, das Leben sei ein Wunder, weil seine Entstehung so unwahrscheinlich ist. Doch im Umkehrschluss heißt das nichts weiter, als dass dieses Universum ziemlich ungeeignet für Leben ist, und das Leben darin ein schlechter Deal mit großen Entbehrungen ist. Die Natur schenkt nichts, sie zwingt das Leben zu einem gnadenlosen Überlebenskampf, der solch eine Monstrosität wie den Menschen hervorbringt. Die Evolution denkt nicht nachhaltig, sie gibt dem Vorzug, was im Augenblick nützlich erscheint. Dann geht die Welt plötzlich an den Folgen in die Knie und wir haben nur noch die Wahl, unsere naturgegebenen Verhaltensweisen zu unterdrücken, oder weiterzumachen und uns von der kaputten Welt hinrichten zu lassen. Der Natur ist es einerlei, ob wir die Welt selber zerstören, oder die sterbende Sonne in ferner Zukunft. Deshalb werden wir die Natur hier nicht als Urzustand perfekter Harmonie verklären. Sie ist ein gefühlloses Regelsystem, das Leben und Bewusstein aufgrund einer langen Kette günstiger Zufälle entstehen lässt, bis es an seine Grenzen stößt, und es dann mit seinen Unzulänglichkeiten allein lässt und mit der Realisierung seiner eigenen Vergänglichkeit quält.
Ungerechtigkeiten werden häufig damit bagatellisiert, dass das Leben nunmal nicht fair sei. Auf die Frage, wie wir uns am besten mit der Natur arrangieren, folgen aber nicht minder wichtige Fragen: Ist das Leben dann noch lebenswert? Ist es moralisch vertretbar, sich mit einem ungerechten System zu arrangieren? Ist es moralisch vertretbar, Kinder in eine ungerechte Welt zu setzen?
Umweltverschmutzung
Überbevölkerung
Die Evolution fördert eine effiziente Fortpflanzung. Normalerweise werden Populationen durch das wenig schmeichelhafte Fressen und Gefressenwerden im Gleichgewicht gehalten. Doch ab und zu vermehrt sich eine Spezies zu stark, Platz und Ressourcen sind begrenzt. Dumme Tiere machen einfach weiter, bis alles kahlgefressen ist und sie verhungern. Lebewesen mit Bewusstsein müssen sich entscheiden, ob ihnen kurzfristige Befriedigung oder langfristiges Überleben wichtiger ist, was zu inneren Konflikten führt. Da jedes Individuum anders entscheidet, kommt es zusätzlich zu äußeren Konflikten.
Ressourcenknappheit
Viele Ressourcen sind nur deshalb knapp, weil die Natur einen Scheiß auf unsere Bedürfnisse gibt. Es gibt genug Energie, bloß verpufft sie ungenutzt, weil sie so schwierig anzuzapfen und zu lagern ist. Wärme ist ein Abfallprodukt bei vielen Prozessen, aber man kann sie nicht aufbewahren und muss für die Heizung wieder extra Brennstoffe verfeuern. Es gibt genug Wasser, bloß ist es salzig und unbekömmlich, weil einen die dusselige Evolution jede nützliche Fähigeit sofort verlernen lässt, sobald man sie einmal kurz nicht benötigt. Das bisschen Süßwasser ist natürlich nicht gerecht verteilt, es gibt entweder Dürre oder Flutkatastrophen. Es gibt genug Platz (solange wir uns nicht hirnlos vermehren), aber viele Gegenden sind unbewohnbar und man braucht übertrieben viel Ackerland, um ein paar Mäuler zu stopfen.
Müllberge
Kunststoffe sind großartige Materialien, aber es wäre ja ganz was Neues, wenn die missgünstige Natur uns die vielfältigen Möglichkeiten davon nutzen lassen würde, ohne uns wieder alles zu vermiesen. Die Meere verdrecken, die Müllberge wachsen und wir fressen Mikroplastik. Steine verrotten auch nicht, aber das ist natürlich was gaaaanz anderes, weil das ja von ihrer durchlauchtigsten Hoheit Mutter Natur selbst gemacht wurde.
Treibhauseffekt
Die Vorkommen und Reproduzierbarkeit chemischer Reaktionen, die Treibhausgase freisetzen sind unverhältnismäßig groß im Vergleich zu den Möglichkeiten, sie zu binden. Kein Wunder, dass dieses schlecht organisierte System aus dem Gleichgewicht gerät. Und weil die Kausalität scheiße ist, gibt es natürlich gleich wieder einen Dominoeffekt. Wenn es ein paar Grad wärmer wird, explodiert gleich der ganze Planet. Beim Klimawandel haben wir verschissen, das ist sicher.
Artensterben
Der menschliche Einfluss auf die Natur sorgt dafür, dass immer mehr Krankheitserreger und Schädlinge aussterben, während nützliche Tiere robuster werden und neue, angepasstere Arten bilden. Ach nein, es war genau andersrum. Natürlich!
Atommüll
Radioaktive Strahlung ist noch so eine vergeigte Scheißerfindung der Natur. Nicht ein einziges mal kann sie einem eine ergiebige, sichere und subere Energiequelle gönnen. Die Natur legt es geradezu darauf an, von uns zerstört zu werden. Wenn die für Millionen Jahre anhaltende Strahlung wenigstens für Millionen Jahre Energieversorgung genutzt werden könnten, aber ein Brennstab ist in nullkommanix leergelutscht und strahlt dann nur noch sinnlos vor sich hin, ohne dass der Dreck irgendeinen Nutzen hat. Setzen sechs!
Der Körper ist eine Behinderung
die Hässlichkeit "realer" Menschen
Ein wesentlicher Grund, warum das Leben schlecht ist, ist weil es an einen fleischlichen Wirt gebunden ist. Bin ich ein Askese-Prediger, der das sündige Fleisch verdammt? Nein, im Gegenteil, ich will grenzenloses Ausleben aller Lüste, auch der Körperlichen. Und dabei ist der Körper im Weg. Bewusstsein entsteht im Geist, also könnte man Körperlichkeit auch simulieren ohne all die Gefahren und Nachteile. Man sollte nicht an einen Körper gefesselt sein, an einen Einzigen, Unveränderbaren, Zerbrechlichen, nach permanenter Aufmerksamkeit schreienden, der einen einengt und einem vorschreibt, wie man zu sein hat und was man zu tun hat, damit er einem die Glückshormone gewährt. Unsere Verhaltensweisen und Körperfunktionen dienen letztlich alle nur einer sinnlosen Selbst- und Arterhaltung, nie werden wir gefragt, ob wir mit den diktierten Zielen und Bedingungen einverstanden sind. Wir sollten nicht dem Leben dienen, sondern das Leben uns. Im Folgenden wird erläutert, wie der Körper unsere Freiheit und unser Glück behindert.
Nahrungsaufnahme
Die Lebenserhaltung eines Körpers basiert auf gegenseitiger Ausbeutung. Um an lebenswichtige Nährstoffe zu kommen, müssen andere Lebewesen ermordet und gefressen werden (Auch Pflanzen sind Lebewesen, es ist purer Zufall, dass sie keine Gefühle zu haben scheinen, und den Veganern kein schlechtes Gewissen bereiten). Die Leichenteile werden verschlungen und mit unappetitlichen Säften zu bestialisch stinkendem Giftmüll verdaut, den man ausscheißt. Da muss der Kampfmittelräumdienst anrücken. Die Nahrungskette und Fresshierarchien sind ein grundlegendes Prinzip der Natur. Die Opferzahl ist schon in die Anzahl der Nachkommen eingerechnet. Die meisten Lebewesen sind zu dumm, um dieses abartige System zu durchblicken. Menschen müssen sich mit Interessenkonflikten zwischen Hunger und Moral herumplagen. Das führt zu Verdrängung, Abstumpfung und Gleichgültigkeit oder zu Autoaggression und militantem Ökofritzentum.
Besonderes Essen kann lecker sein, doch die alltägliche Nahrungsaufnahme ist lästig, die Beschaffung und Zubereitung erfordert unverhältnismäßigen Aufwand. Den ganzen Tag geschuftet und in einer halben Stunde ist alles aufgefressen. Zudem schreibt einem die Natur haarklein vor, wie man sich zu ernähren hat, um nicht haufenweise Krankheiten zu kriegen, sodass es unmöglich ist, sich gut zu ernähren, ohne jeden Bissen vorher chemisch zu analysieren und genau abzumessen. Fast alles, was das Essen schmackhaft macht, ist gesundheitsschädlich. Das böse Fett, der böse Zucker, das böse Salz, das böse Fleisch, die bösen Röstaromen, die bösen Zusatzstoffe, der böse Alkohol. Gesund ist nur, was trocken, bitter, wässerig, holzig oder geschmacklos ist.
Unhygiene
Ein biologischer Körper ist eine Dreckschleuder ohnegleichen. Aus sämtlichen Poren quillt Schweiß und Fett, abgestorbenes Fleisch schuppt sich ab, in jeder Körperöffnung findet man eine stinkende Abfallgrube. Man ist eingesperrt in ein Stück Gammelfleisch, eine Petrischale für Mikroorganismen, Ungeziefer und Krankheitserreger jeder Art, die einen in einen endlosen Kampf gegen den jede Ritze durchdringenden Schmutz verwickeln. Bakterien bevölkern jeden Nanometer, kacken einen voll und man ist auch noch abhängig von diesem Getier. Man verfault bei lebendigen Leibe und muss eine Sisyphosarbeit verrichten, um sich jeden Tag den Dreck abzuschrubben. Und nicht nur sich selbst, die ganze Welt ist eine Kloake, die unablässig Schmutz produziert, der alles überzieht und giftig macht.
Sexualität
Sexistisch ist die Natur, die die Lebewesen überhaupt erst in Geschlechter spaltet. Man kann sich weder seinen Körper, noch seine sexuelle Orientierung aussuchen und ist lebenslänglich darin gefangen. Allzu leicht ist man verflucht mit dem falschen Körper, Hässlichkeit oder Präferenzen, die nur zum Schaden Anderer zu befriedigen sind. Die Geschlechter sind auf ihren einseitigen Erfahungshorizont beschränkt und entwickeln völlig inkompatible Vorstellungen von Beziehungen. Dass hier Sexismus, sexuelle Gewalt und Prüderie leichtes Spiel haben, ist abzusehen. Lust und Liebe könnten so schön sein, wären sie nicht nur Instrumente der schnöden Fortpflanzung, die sich aufgrund ihrer zentralen biologischen Bedeutung viel zu ernst nimmt. Das große Drama von Schwangerschaft, Geburt und der immensen Verantwortung für den Nachwuchs nimmt der Liebe die Unbeschwertheit und belastet Beziehungen. Gefühle von Romantik und Geilheit sind nur reproduktionsfördernde Mechanismen, ihre Magie ist eine flüchtige Illusion. Durch evolutionären und gesellschaftlichen Optimierungsdruck entstehen völlig überzogene Ansprüche und peinliches Balzgehabe. Dazu kommt noch die Gefahr von Geschlechtskrankheiten, was allseits Ängste schürt. So wird daraus ein ungenießbares, hysterisches Schmierentheater. Doch der Geschlechtstrieb übermannt jede Vernunft. Leute opfern ihre Freiheit und ihre Würde der Aufzucht von Blagen ohne Rücksicht auf deren Wohl und fühlen sich dabei wichtig, kompetent und moralisch überlegen. Immer neue Generationen müssen dieses Jammertal durchleiden.
Hirnchemie
Intelligenz ist vom Körper nur soweit geduldet, wie sie der Arterhaltung dienlich ist. Wer Werkzeuge bauen kann, seinen Feinden einen Schritt voraus denken kann, hat einen Überlebensvorteil. Doch mit der Fähigkeit zu denken geht auch die Reflexion über das eigene Sein einher, der Wunsch nach Sinn und Erfüllung im Leben, nach etwas das größer ist, als nur über diese Erde zu kriechen, zu fressen und sich zu vermehren bis man krepiert. Und mit dem Fortschreiten wissenschaftlicher Erkenntnisse wird man sich bewusst, dass der eigene Verstand in den Schädel eingekerkert ist, geschrieben auf eine fragile Glibbermasse, die die Realität nur als unzuverlässige Interpretation beschränkter Sinne wahrnimmt, dass man Sklave seiner Gene, Instinkte und Prägungen ist und man andere Wesen und die Welt nie wahrhaft verstehen kann, solange man im Fleischgefängnis steckt. Die Meisten nehmen dieses Joch als gegeben hin und plagen sich nicht mit Grübeleien, oder sie versuchen ihr Selbstwertgefühl in zweifelhaften Religionen und Ideologien zu stärken. Wir sehnen uns danach, etwas Transzendentales, von materiellen Unzulänglichkeiten Unabhängiges zu sein. Doch unser Geist ist nichts als eine Funktion eines Fleischautomaten, die sich mit wenig Aufwand weglobotomieren lässt.
ungenutztes Potential
Unsere körperliche und geistige Leistungsfähigkeit hat enormes Potential, doch wird dessen Nutzung durch vielerlei Mechanismen verhindert. Eine Barriere trennt uns von unserem Unterbewusstsein, und damit von einem Großteil unseres Selbsts und von sehr unterhaltsamen Fähigkeiten. Nur mittels langwieriger Meditationstechniken oder brachialer Methoden wie Drogenkonsum und Sauerstoffentzug kann man darauf zugreifen. Andere Dinge wie Hochbegabung oder Inselbegabung sind gar nur mit spezieller Hirnbeschaffenheit erreichbar und gehen mit Defiziten in anderen Bereichen einher. Wieder andere Fähigkeiten, wie die Konzentration und Körperbeherrschung von Kampfkunstmeistern kann nur durch extremes Training und die Opferung vieler anderen Freuden erlangt werden. Unser normales Wachbewusstsein ist reduziert auf die nötigen Dinge für das Überleben in einer Welt, die es gar nicht wert ist, belebt zu werden.
Limitierung
Wer kennt das nicht, gerade hat man sich gemütlich hingesetzt, da fällt einem noch was ein, oder etwas fällt herunter. Telekinese geht nicht, also muss man sich wieder hochquälen, seine an die eigentliche Tätigkeit angepasste Haltung verlassen, sich verrenken und verbiegen, umständlich irgendwo hinlaufen, nur um eine Nebensache zu erledigen. Man stößt sich auch überall, ist zu klein, zu groß, zu leicht, zu schwer, Fortbewegung aus eigener Kraft ist langsam und beschwerlich, weshalb man auf komplizierte, teure und umweltbelastende Verkehrsmittel angewiesen ist. Kommunikation findet nicht durch direkte Gedankenübertragung statt, sondern muss in Worte gefasst werden, was aufwändig und unpräzise ist und regelmäßig zu Missverständnissen und Verdruss führt. Dies sind alles kleine Probleme, doch sie summieren sich. Ein gewichtiges Problem ist jedoch die Hilflosigkeit eines so schwachen Körpers angesichts der überwältigenden Ungerechtigkeit der Welt, die so Viele in Verzweiflung zurücklässt.
Sucht
Das Gehirn giert nach ständiger Bespaßung weil das in der Urzeit einmal Sinn machte, als es nur die klassischen Lustquellen wie Nahrungsaufnahme, Sex usw. gab, und diese hart erkämpft werden mussten, weshalb kaum Gefahr einer Überdosis bestand. Dieselbe Natur, die das so eingerichtet hat, hat uns auch ein Gehirn entwickeln lassen, das Lustquellen erfinden kann, die viel leichter erreichbar sind. Doch die Gewöhnung kommt schnell, wir wollen immer mehr und immer Neues, und dann müssen wir uns selbst knechten und kasteien, um uns vor den bösen Verführungen zu schützen, die vom naturgegebenen Pfad des Glücks abweichen. Die Stillung vorprogrammierter Süchte wie sozialer Interaktion wird dagegen vom eigenen Gehirn vereitelt, da es bei kleinster Fehlkalibrierung im Kindesalter auf ewig zu einem unsozialen Krüppel mutiert.
Kontrollverlust
Es ist zwar praktisch, dass viele Körperfunktionen automatisch ablaufen, aber man kann nicht bewusst eingreifen, wenn der Bedarf besteht. Zum Beispiel läuft unser Energiemanagement unabänderlich im Krisenmodus, weil Mangel der Normalzustand der Welt ist und die Evolution es daraufhin angepasst hat. Verbrauchsintensive Dinge wir Gehirn- und Muskelmasse werden sofort abgebaut, wenn man sie mal kurz nicht benutzt, stattdessen wird überschüssige Energie in nutzlos herumliegende Fettreserven gesteckt. Ein anderes Manko ist die unbewusste Körpersprache, die sich nicht abstellen lässt und das gleichzeitige Fehlen eines angeborenen bewussten Verständnisses der Körpersprache. So ist man ein offenes Buch, hilflos jenen ausgeliefert, die die Körpersprache verstehen gelernt haben und einen aushorchen und manipulieren wollen.
Altern
Das Leben ist ein Prozess des körperlichen und geistigen Verfalls. Jede Altersstufe hat ihre Vor- und Nachteile, aber die Nachteile dominieren meistens das Lebensgefühl. Altersstufen im Einzelnen
Ungeborene
Bei einer Schwangerschaft setzt bei dem Meisten der Verstand aus. Alle fangen völlig unreflektiert an zu jubeln, weil die Evolution uns so programmiert hat, Vermehrung als etwas Positives zu sehen und die Nachteile auszublenden. Ungeborene sind lästige Parasiten, die ihren Wirtskörper 9 Monate zum Krüppel machen, extreme gesundheitliche Risiken verursachen und dessen Gehirnmasse dezimieren. Zudem sind sie so fragil, dass jedes minimale Fehlverhalten der Eltern bereits vor der Geburt zu irreversiblen Behinderungen führt. Ob diese Lebensphase für die Parasiten selbst angenehm ist, ist nicht mit Gewissheit zu sagen. Einerseits sind sie geborgen und unberührt von den Sorgen der Welt sind, andererseits in einer klaustrophobischen Situation.
Babys
Die Geburt ist ein ekelerregender, qualvoller Prozess und traumatisierend für das Kind. Der Wirt wird für gewöhnlich mit Hormonen unter Drogen gesetzt, um diesem Elend Freude abgewinnen zu können, aber die Natur hält noch genügend Gelegenheiten bereit, es einem zu verleiden. Z.B. mit der Wochenbettdepression oder einer missglückten emotionalen Bindung zwischen Mutter und Kind durch fehlenden Körperkontakt direkt nach der Geburt. Mit Babys kann man nichts anfangen. Sie sind potthässlich und sabbern alles voll. Sie können nichts außer schreien und in die Windeln kacken, sie rauben einem den Schlaf und die Freizeit. Man weiß nie, was sie einem mit ihrem Gekreische sagen wollen und gehen sofort kaputt, wenn man etwas falsch macht und dann ist man als Elter der Böse. Trotz ihrer nutzlosen Existenz, wenn sie mit ihrem Hofstaat und ihrem Versorgungstross angerollt kommen, ziehen sie unverdient alle Blicke auf sich. Die Alten unterbrechen jegliche Hirnktivität und ergehen sich archaischen Lauten der Zuneigung. Für einen selbst als Baby ist das natürlich von Vorteil, aber man erinnert sich eh nicht daran.
Kleinkinder
Sobald die kleinen Biester lernen, sich selbständig fortzubewegen und zu artikulieren, werden sie zu nervtötenden, egoistischen, unmoralischen Lügnern und Kleptomanen. Sie dringen in die Privatsphäre ein, müssen alles beglotzen und betatschen und hinterlassen dabei eine Spur der Verwüstung. In ihrer Blödheit legen sie ein rücksichtslos selbstzerstörerisches Verhalten an den Tag. Sie manövrieren sich zielgerichtet in jede gefährliche Situation, so schnell kann man gar nicht gucken.
Kinder
Kinder sind die ambivalenteste Altersgruppe. Ihre unverbrauchte Begeisterungsfähigkeit und ihr unvoreingenommener Blick bergen großes Potential, aber die Realität des Lebens tut ihr Übriges, um ihr Potential früh zu ruinieren. Unfähige Eltern, ein mangelhaftes Bildungssystem, bereits verdorbene Gleichaltrige und die allgemeinen Zwänge der Welt haben einen desaströsen Einfluss auf ihre viel zu empfindliche Psyche. Wir wissen nicht nur aus unserer eigenen Schulzeit, was für nervige Arschlöcher sie sein können.
Jugendliche
Mit der Pubertät verwandelt man sich in einen Werwolf. Man beginnt völlig sinnlos zu stinken und es sprießen überall glanzlose, verfilzte Borsten, die wegen der Oberflächenvergrößerung den Gestank noch verstärken. Die Haut wird matt, schlaff und fleckig. Die Wenigen, die nicht von Geburt an eine unansehnliche Missgeburt sind, werden bald zu unproportionalen Fleischkolossen mit entstellten Fratzen. Das Gehirn wird in eine Baustelle verwandelt, bei der ungefragt alles Liebenswerte herausgerissen wird. Die Jugendlichen werden zu unausstehlichen, irrationalen, kriminellen Monstern, die sich für so supercool und superschlau halten. Sie interessieren sich für oberflächliche Banalitäten wie Saufen, Partys und Markenklamotten und mobben alle, die etwas kindliche Kultiviertheit mit in die Pubertät hinüberretten konnten. Ihre Beziehungsprobleme und ihr Liebeskummer sind erbärmlich, aber aufregend für die Betroffenen, weil es neue Gefühle sind. Doch die Jugend welkt schnell dahin. Sobald man sie zu schätzen lernt, ist sie vergangen und man kann sich gewiss sein, dass es jetzt nur noch bergab geht.
Junge Erwachsene
Junge Erwachsene haben eigentlich nach überstandener Pubertät das Potential, angenehme Zeitgenossen zu werden. In die junge Generation werden stets große Hoffnungen gesetzt, weil sie idealistisch sind und es besser machen wollen, als die Alten. Aber meist verraten sie schnell ihre Ideale, Träume und Freundschaften und interessieren sich nur noch für ihre Scheißkarriere. Die Erfahrung, dass man mit guten Absichten nicht weiterkommt, verdirbt ihren Charakter. Die prägenden Jahre sind ohnehin vorbei. Bei allem, was man von nun an neu lernen oder an sich verändern möchte, wird man auf ewig hinterherhinken. Wenn sie dann auch noch heiraten und Blagen in die Welt setzen, ist Hopfen und Malz verloren und sie verwandeln sich in die nächste Altersgruppe.
Erwachsene
Die Erwachsenen sind kaltherzige, innerlich leere Spießer, Spaßbremsen und Kunstbanausen. Bei jedem zusammenhanglosen Anlass begehen die Hirnzellen kollektiven Suizid. Neben der Intelligenz verfallen auch Lebenslust und Begeisterungsfähigkeit. Die einst neue und aufregende Welt wird zur Gewohnheit. Neugier und Freiheitsdrang wandeln sich in Routine und eingefahrene Denkmuster. Als Erwachsener muss man sich mit zahllosen lästigen Problemen herumplagen, die den Verstand vergiften. Sie leben nur noch, um zu malochen, nerven einen mit ihren Regeln und Vorschriften, wollen nur über langweilige Dinge reden und blocken jede originelle Idee ab.
Greise
Den größten Teil seines Lebens ist man eine verkalkte, verschrumpelte Mumie. Man wird zunehmend von Gebrechen geplagt, die einem selbst sowie seinen Angehörigen das Leben schwer machen. Die Alten halten sich für weise und erfahren, aber in Wahrheit sind sie starrsinnig, bildungsresistent und fortschrittsfeindlich. Sie verschließen sich jeder neuen Erfahrung und wollen der ganzen Gesellschaft ihr mittelalterliches Weltbild aufzwingen. Man muss ihre dahinsiechenden Leiber pflegen und sich dabei ihr Gemecker anhören.
Krankheiten
Ob kleine Zipperlein, die einen permanent piesacken, oder schlimme Schicksalsschläge, die einem das Leben ruinieren - Alle Krankheiten sind abscheuliche Feinde, deren Existenz restlos vernichtet gehört. Neben der strahlenden Selbstheilungskraft wird oft übersehen, dass es auch eine Selbstzerstörungskraft gibt. Körperliche Gebrechen sind abstoßend und verursachen psychische Belastung, psychische Belastungen schädigen wiederum den Körper. Man hat ja auch noch nicht genug Sorgen, da muss ein Problem natürlich gleich auf viele andere Bereiche übergreifen. Krankheiten können das Leben in unerträgliches Siechtum verwandeln, die den Tod als bessere Option erscheinen lässt.
Eine kleine Auswahl an Krankheiten
Infektionskrankheiten
Ich bin sehr rassistisch gegenüber Krankheitserregern. Die dumme Natur hat den Parasitismus erfunden, aber das ist keine ligitime Daseinsberechtigung für dieses Ungeziefer. Sie gehören ausgerottet. Das ist aber äußerst langwierig, weil es kein kollektives Immunsystem gibt, das einmal entwickelte Antikörper an alle weiterreicht.
Erbkrankheiten
Erbkrankheiten, oder auch nur vererbte Krankheitsanfälligkeit beruht auf fehlender körpereigener Qualitätsprüfung der Keimzellen. Viele untaugliche Mutanten sterben zwar schon im frühen Embryonalstadium ab, aber etliche Krankheiten lassen die Leute heranreifen, nur um sie dann zu quälen. Längst bekannte Erbkrankheiten treten immer wieder auf, weil die Natur nichts lernt.
Fehlsichtigkeit, Zahnfehlstellungen
Die DNA ist zu doof, Augen und Zähne in die richtige Form zu bringen. Oder der Körper ist zu doof, Umwelteinflüssen entgegenzusteuern.
Autoimmunerkrankungen
Ein Körper, der unfähig ist, sich selbst von Schädlingen zu unterscheiden ist, wie dämlich kann man sein?
Karies
Natürlich wird das Maul von unerwünschten Parasiten bevölkert, die einem ihre zerstörerische Säure ins Maul pissen. Zähne sind auch noch so konstruiert, dass der Dreck in den ganzen Ritzen hängenbleibt, wo man schlecht zum Putzen rankommt. Wenn man zu gründlich putzt, schädigt das den Zahnschmelz. Wie man´s macht, ist´s falsch.
Demenz
Das Gedächtnis ist ohnehin unzuverlässig, es vergisst und verfälscht andauernd Erinnerungen und vergreift sich damit an einem wesentlichen Teil, der uns als Person ausmacht. Demenz ist eine unverzeihliche Gewalttat der Natur, eine Verstümmelung unseres Selbsts. Sie verwandelt geliebte Menschen in Fremde. Oft auch in abweisende, nervige, aggressive, verblödete Arschlöcher.
psychische Leiden
Das Problem mit der Psyche ist, dass deren Fehlfunktionen nicht als von außen kommender Schaden wahrgenommen werden, den man objektiv zu beurteilen und zu behandeln bereit ist. Es fühlt sich wie ein integraler Teil unserer Persönlichkeit an, und jedes Herumpfuschen an unserer Hirnchemie, um daran etwas zu ändern, fühlt sich wie ein Angriff auf unser Selbst an.
Krebs
Krebs setzt dem Ganzen die Krone auf. Alles verursacht Krebs, sitzen, stehen, liegen, die Sonne, die eigene Scheiße, fast jede chemische Substanz. Jedes Zwicken kann Krebs bedeuten und alle verrecken nur an Krebs. Krebs hier, Krebs da, Krebs dort. So ein penetranter Mist! Ärzte empfehlen den kompletten Körper zu amputieren, weil das Krebsrisiko 5000% beträgt, und wer immer noch hartnäckig ist, für den gibt es außerkörperlichen Krebs. Es ist ein schändlicher Tod, von den eigenen verräterischen Körperzellen gemeuchelt zu werden, diese Welt ist weder unser Zuhause, noch gastfreundlich. Sie fällt einem bei jeder Gelegenheit in den Rücken.
anatomische Fehlkonstruktionen
Da der Körper nicht das Werk eines intelligenten Designers ist, sondern eines unbewussten Evolutionsprozesses, werden Dinge immer nur aufgrund der vorhandenen Basis verändert, aber nie von Grund auf überholt. Je komplexer ein Körper wird, um so mehr wird er zu einem ineffizienten Flickenteppich. Die Liste der Mängel ist endlos, hier können wir nur eine kleine Auswahl nennen.
Eine kleine Auswahl an anatomischen Mängeln
Luftröhre neben Speiseröhre
Verschluckungsgefahr vorprogrammiert.
Zehe Zeh stoßen
Existieren nur, um sich daran zu stoßen. Sie treffen zielsicher immer das Mobiliar.
Zähne
Arschloch neben Fotze
Die größte Dreckschleuder des Körpers direkt neben der empfindichsten Prinzessin. Und dann muss frau ständig zur Vorsorgeuntersuchng rennen, weil die dumme Natur den Körper so selbstzerstörerisch konstruiert hat.
Hoden
Sämtliche Zellen können Körpertemperatur ab, auch Eizellen. Nur die bescheuerten Samenzellen brauchen aus einer Laune heraus Extrawürste, weshalb ihre Fabrik, die ebenfalls grundlos und völlig übertrieben schmerzempfindlich ist, in einem störenden und unästhetischen Sack außen hängt. Man fühlt sich wie ein Videospielboss, der extra eine Schwachstelle einprogrammiert hat.
Haarwuchs
Viele Tiere haben ein ansprechendes Felldesign, aber bei Menschen sieht die Körperbehaarung aus, als ob die Füllung rausquillt. Vereinzelte Inseln verfilzer Wolle ohne klar definierte Ränder, die Form und Farbgebung des Körpers verhunzen und eher wie Schmutzflecken aussehen. Man fühlt weder die Glätte der Haut, noch die eines Fells, sondern einzelne Haare verfangen sich zwischen den Fingern und ziepen. Die Haare auf dem Kopf wachsen völlig sinnlos ins Gesicht, Bärte wuchern den Mund zu. Arschhaare sind ein Auffangnetz für Scheiße, Achselhaare haben keinen Nutzen und stinken nur, Schamhaare sehen aus wie ein unförmiger Zensurbalken. Über Jahrtausende hat sich die Menschheit durch sexuelle Selektion den Haarwuchs genau so zurechtgezüchtet, wie er heute ist. Und jetzt fällt ihnen plötzlich auf, dass das total unsexy ist. Anstatt, dass uns die Natur ermöglicht, unseren Haarwuchs selbst zu steuern, um ihn an die launische Mode anzupassen, müssen wir mit allerlei brutalen Methoden permanent alles zurechtstutzen. Und weil sich damit heute jeder behaarte Affe schön schummeln kann, entfällt auch der Selektionsdruck, um den Haarwuchs auf evolutionärem Wege zu verschönern.
Schmerzen
Schmerzen sind angeblich ein Warnsignal. Das funktioniert bei kleinen Verletzungen, bei denen man sofort zurückweicht und die Wunde versorgt. Aber wenn es irgendwo wehtut, und man erst studiert haben muss und unbezahlbare Geräte und Medikamente braucht, um etwas dagegen tun zu können, wird es schon absurder. Eine jaulende Sirene bringt nicht viel, wenn kein Fehlerbericht und keine Reparaturanleitung mitgeliefert wird. Aber richtig idiotisch wird es, wenn man von der eigenen Alarmanlage außer Gefecht gesetzt wird, wenn die Schmerzen so stark sind, dass man sich am Boden krümmt und unfähig ist, etwas dagegen zu unternehmen.
Positive Empfindungen verlieren schnell ihren Reiz, können sich bei Dauerfeuer sogar ins Gegenteil verkehren. An Schmerzen gewöhnt man sich nicht, selbst wenn man sowieso verreckt, die Sirene jault nutzlos weiter. Wenn man sich bewusst macht, dass Schmerzen vor der Erfindung der modernen Medizin oft zu unerträglichem Elend und Selbsttötungen geführt haben, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass die Natur mit der Entwicklung dieses "Warnsystems" auf ganzer Linie versagt hat. Oft werden die Schmerzen nicht einmal von der Krankheit an sich hervorgerufen, sondern durch die Immunreaktion, die unnötigerweise schmerzhaft ist. Und es gibt sogar Schmerzen, wenn man gar nicht krank ist, z.B. die berüchtigten Menstruationsbeschwerden. Das ist die reinste Verarsche. Die unrühmlichste Konsequenz der Schmerzfunktion ist, dass sie Gewalttätern vielfältige Foltermethoden in die Hand gibt. Die Funktion, die uns vor Verwundungen schützen soll, ist unsere größte Verwundbarkeit. Diese Funktion ermöglicht unermessliches, sinnloses Leid, das sich Menschen gegenseitig zufügen.
Sterben
Nach der lebenslänglichen Strafe des Alterns ist der Sterbeprozess das Sahnehäubchen auf der Schändung einer jeden sterblichen Lebensform. Das Sterben ist eine grausame und wahllose Vernichtung seitens der gefühllosen Natur, deren eiskalte Logik den Widerspruch von Selbsterhaltungstrieb und Vergänglichkeit mit zynischer Verachtung unserer Gefühle kreiert hat. Ein Leben voller Mühsal, um sich etwas aufzubauen, seinen Charakter zu formen, Fähigkeiten zu lernen, Erfahrungen und Erinnerungen zu sammeln und in einem Augenblick wird alles ausradiert. Gerne serviert nach einem langsamen, qualvollen Prozess des Dahinsiechens, ab und zu aber auch völlig unerwartet, wenn man gerade Besseres zu tun hat. Prinzipiell kann man auch mit Gewalt nachhelfen.
Mittels Nahtoderfahrungen verhöhnt uns die Natur noch in den letzten Augenblicken. Sie zeigen, dass ein Zustand vollkommener Glückseligkeit möglich ist und schmeicheln unserem tiefen Bedürfnis nach Geborgenheit, Sinn und Erkenntnis. Aber man sollte sich nicht der Hoffnung hingeben, dies seien mehr als Halluzinationen. Es ist sogar wahrscheinlich, dass die schönen Gefühle erst im Nachhinein entstehen, wenn das Gehirn versucht, den Systemausfall zu interpretieren. Wenn man also nicht wiederbelebt wird und normal stirbt, ist der Tod vollends nutzlos und antiklimaktisch. Das Elend mag für einen selbst ein Ende haben, aber nicht ohne dass die Hinterbliebenen mit Trauer gefoltert werden, und zwar umso stärker, je näher man ihnen stand.
Anstatt sich sich sanft in Luft aufzulösen, muss der Abgang natürlich so würdelos und unästhetisch wie möglich sein. Man belästigt die Nachwelt mit seinem hässlichen, versifften Kadaver, der teuer und aufwändig als Sondermüll entsorgt werden muss, während persönliche Wertsachen von Banausen und Aasgeiern geplündert oder achtlos entsorgt werden. Wenn du nicht gerade eine Berühmtheit bist, ist spätestens zweidrei Generationen später jede Spur, dass du jemals existiert hast für immer verloren.
Das Schlechte dominiert
Es ist nicht alles schlecht in der Pseudorealität. Es gibt gute und schlechte Dinge in der Welt, aber die Welt an sich ist schlecht und gibt dem Schaden immer den Vorrang. Das macht die guten Dinge madig, weil sie nicht aus sich selbst heraus existieren und eine eigenständige Alternative zum Schlechten darstellen, sondern nur von Energie und Materie in ihrer Form gehalten werden, die den verderbten Naturgesetzen unterworfen sind.
ungerechte Kausalität
Unglück ist der der Grundzustand, der ohne Zutun immer vorhanden ist, zu dem alles von alleine hindriftet. Glück ist etwas, das erst erarbeitet werden muss und deshalb auch wieder kaputt gehen kann. In einer gerechten Welt sollten gute Taten zu guten Ergebnissen führen, schlechte Taten zu schlechten Ergebnissen und wenn man nichts tut, sollte auch nichts passieren. Doch in der Pseudorealität gibt es oft kein klar definiertes Gut und Böse. Selten werden Entscheidungen aus böser Absicht getroffen. Wir tun, was wir aufgrund unserer beschränkten Perspektive für richtig halten. Die Auswirkungen sind oft verzögert, unterschwellig oder werden von fremden Einflüssen korrumpiert und überlagert. Was für den Einen nützlich ist, ist für den Anderen schädlich. Bei jedem Schritt, der auf den ersten Blick gut erscheint, muss man bedenken: Gibt es Interessenkonflikte? Was sind die Nebenwirkungen? Löst mein vermeintlich gutes Handeln unbeabsichtigtes Leid aus? Ist ein positiver Effekt nur kurzfristig und schadet auf lange Sicht? Keine gute Tat bleibt ungesühnt. Bei genauerem Hinsehen kann man kaum etwas tun ohne Risiken und Opfer. Und wenn man nichts tut, bleibt mitnichten alles wie es ist. Beziehungen muss man pflegen, Häuser muss man instand halten, Körper und Geist muss man trainieren, die Freiheit muss man verteidigen. Erst muss man schuften, um Dinge aufzubauen, dann muss man schuften, um sie zu behalten. Immer muss man schuften für sein Wohl, aber für das Schlechte braucht man nur die Hände in den Schoß zu legen.
ungerechte Wahrscheinlichkeit
In der Regel gibt es nur eine oder wenige Möglichkeiten, etwas richtig zu machen, aber unzählige Möglichkeiten, es falsch zu machen. Da auch Nichtstun meist schädlich ist, und man immer nur eine begrenzte Anzahl Dinge tun kann, ist unabhängig davon, ob die Dinge, die man tut gut oder schlecht sind, allein durch die Tatsache, dass man unendlich viele Dinge nicht tut, die Wahrscheinlichkeit, Schlechtes zu bewirken unendlich viel größer, als etwas Gutes zu bewirken. Zudem muss man unabhängig von der tatsächlichen Auswirkung immer die schlechtestmögliche Reaktion seiner Mitmenschen mit einberechnen. Sie werden selbst gute Absichten miesmachen und alles sabotieren, weil sie (bewusst oder unbewusst) wissen, welche Bedrohung von allem und jedem ausgeht und in ihrer Angst davor selbst unüberlegt und schädlich handeln.
Du brauchst in deinem Leben nur einen schlimmen Fehler machen und bist für immer als Übeltäter gebrandmarkt. Aber andersherum, wenn ein dauerhafter Übeltäter nur einmal eine gute Tat vollbringt, macht ihn das nicht zu einem Heiligen. Genauso kann eine Maschine durch eine winzige Fehlfunktion komplett unbrauchbar werden, aber niemals wird ein Haufen Schrott durch ein einziges funktionierendes Teil sich in eine nützliche Maschine verwandeln. Hieran wird deutlich, dass der Umstand, dass Gutes und Schlechtes existiert, die Welt noch lange nicht neutral macht. Das Schlechte drängt sich einem geradezu auf. Die bloße Möglichkeit des Schlechten und dessen Eigenschaft, das Gute selbst in kleinen Dosen zu überschatten, macht die Welt zu einem schlechten Ort.
Die Vergänglichkeit hat immer das letzte Wort
Am Anfang eines Lebens erscheint die Welt voller Möglichkeiten. Unbekümmert richten wir uns in dieser Welt ein und investieren Emotionen in ihre vergänglichen Dinge, die uns dann gnadenlos entrissen werden. Wir bekommen die Gelegenheit, etwas aufzubauen, nur um dann umso tiefer zu fallen. Positive und negative Dinge sind gleichermaßen vergänglich. Vergänglichkeit wird aber eher mit dem Vergehen von Gutem assoziiert, weil vergangenem Schlechten niemand nachtrauert. Wenn wir Freude und Leid gegeneinander aufwiegen, vergleichen wir nicht die Gesamtzahl der jeweiligen Ereignisse, sondern wir denken an ein spezifisches positives Ereignis und vergleichen dessen Gewinn, der zeitlich begrenzt ist, mit dessen Verlust, der ewig und irreversibel ist. Es gibt keine Garantie auf Liebe im Leben, aber die Garantie, dass geliebte Menschen verrecken. Die Hoffnung lässt uns an das Leben klammern, aber die Verlustangst verhindert es, die Freude entspannt genießen zu können. Wir sind viel mehr damit beschäftigt, über Gefahren zu grübeln und Probleme zu bekämpfen, weil diese viel größeren Einfluss haben, als das bisschen Freude, das wir dem Leben abtrotzen können. Man bekommt immer gesagt, man müsse über Tiefschläge hinwegkommen und weitermachen. Das wäre auch sinnvoll, wenn es am Ende wirklich etwas zu gewinnen gäbe. Aber man zögert das Unvermeidliche nur hinaus, muss immer neue Hürden nehmen und auf immer mehr verlorene Dinge zurückschauen. Am Ende siegt immer die Vernichtung und alles Gute wird vergessen sein, als hätte es nie existiert.
fragile Psyche
Es heißt, das Lebensglück werde zum Großteil vom eigenen Denken bestimmt. Es heißt auch, die ersten Lebensjahre seien die Prägendsten. Folglich entfalten die eigentlich geringverantwortlichen äußeren Einflüsse ihre größte Wirkung in der Zeit, in der ein Mensch ihnen am schutzlosesten ausgeliefert ist, in der man noch kein gefestigtes Weltbild aufgebaut hat, um sich gegen schädliche Einflüsse zu verteidigen. Keine rosarote Brille, keine selbstbetrügerischen Mantras mit denen man sich das Leben schönredet, selbst die kleinsten der schlechten Vorbilder treffen einen mit geballter Wucht und ruinieren einem nachhaltig das Lebensgefühl. Kindererziehung ist eine Gratwanderung, man kann es eigentlich nur verkehrt machen. Ist man zu streng, missrät die Brut, ist man zu lasch missrät sie auch. Ja, sogar wenn du deine Kinder aufrichtig lobst, musst noch darauf achten, wie genau du es formulierst, damit sie sich angespornt fühlen, anstatt sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Du kannst in gutem Willen unendlich viele Fehler machen. Die Psyche saugt Negativität wie ein Schwamm auf, jeder Fehler brennt sich unauslöschlich ins Unterbewusstsein ein. Zerstören ist einfach, reparieren so gut wie unmöglich. Unter diesen Voraussetzungen Kinder in die Welt zu setzen, ist ein verwerflicher Akt.
Die Bremse des Fortschritts
Die Lebensspanne der Menschen ist begrenzt. Hat eine Generation aus ihren Fehlern gelernt, stirbt sie aus, und die Neue muss wieder alles von vorne lernen. Zwar ermöglicht die organisierte Sammlung und Weitergabe von Wissen einen gewissen Fortschritt, doch Erfahrung kann nicht gelehrt werden. Je weiter die Missetaten der Alten in die Vergangenheit rücken, umso leichter werden ihre Fehler verkannt und erneut begangen. Zudem lässt der alltägliche Kampf ums Überleben neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in den Hintergrund rücken. Das schnelle Geld erscheint immer dringlicher, der noch eben so röchelnde Status Quo als sicherer, als sich um grundlegende Veränderungen zu kümmern, die das Leben langfristig besser machen. So zieht sich der Fortschritt endlos in die Länge und ein paar zurückgebliebene Fanatiker oder Naturkatastrophen reichen, um alles wieder ins finstere Mittelalter zurückzustürzen. Selbst wenn es den Menschen gelingt, aus der Geschichte zu lernen, ist es kein angemessener Preis, dass sie immer erst richtig auf die Fresse fliegen müssen, um etwas zu kapieren, denn es trifft ja nicht nur die, die es nötig haben. Am Meisten leiden immer die Schwachen und Unschuldigen.
Die Lüge von der Balance
Etwas aus dem Gleichgewicht zu bringen ist eine schlimme Sache. Wenn aber die Balance ein Mittelweg ist, sollte sie eigentlich nicht nur in eine Richtung fallen können, man müsste sie in Richtung Positivität kippen können. Doch das geht nicht. Kippen ist immer schlecht, nur die Balance ist gut. Aber Balance kann per Definition nicht gut sein, sie ist Ausgleich von gut und schlecht. Wenn also die Balance das Beste ist, ist 50% Positivität das Maximum, und das ist wohlgemerkt nur der unwahrscheinliche Idealzustand, meistens ist ja alles aus dem Gleichgewicht. Man kann zwar theoretisch mehr als 50% Positives bewirken oder erleben, muss dann aber ein schlechtes Gewissen haben, weil ja am Ende die Gleichung aufgehen muss, und der negative Überschuss irgendwo anders abgewälzt wird.
Kein Entkommen vor der Unterwerfung
Gegen die Naturgesetze zu rebellieren erscheint sinnlos und man muss sich vorwerfen, seinem Stolz und seiner Bequemlichkeit zu erliegen, anstatt etwas für sein Glück zu tun. Man müsse sein Ego überwinden, um frei zu sein. Gewiss, das Ego ist an viele äußere Erwartungen geknüpft, die einen behindern, aber auch deine eigenen Interessen, Meinungen und Errungenschaften zählen zum Ego, alles was dir etwas bedeutet und dich verletzlich macht. Doch wenn du all das ablegst, dich mit nichts mehr identifizierst, was ist dann noch von dir übrig? Du kannst gesellschaftlichen Erwartungen folgen oder deine naturgegebenen Eigenschaften akzeptieren, aber beides ist fremdbestimmt. Deine Freiheit besteht niemals darin, zu sein, wer du willst, sondern höchstens darin, wie mit dem umgehst, was dir von der Welt aufgezwungen wird. Wer in einem totalitären Sytem lebt, muss seinen eigenen Willen ablegen und sich völlig unterwerfen, um die Illusion von Zufriedenheit zu erlangen. Doch auch wenn die Natur als Umfassendste aller Diktaturen dir ein tieferes Gefühl von Zufriedenheit verschaffen kann, bist du dennoch niemals frei. Wie man sich auch entscheidet, man ist immer der Erniedrigte. Unsere Ansichten und Entscheidungen, was wir als unser Ich empfinden, ist nichts als ein willfähriger Lakai des Unterbewusstseins, das letztlich nur der Selbst- und Arterhaltung dient und im Notfall unsere Persönlichkeit dafür umgeht und überschreibt. Aber solange der Leidensdruck nicht groß genug ist, verharrt es in seinen festgefahrenen Denkmustern. Wir sind gefangen in einem Körper, beherrscht von einem Programm, ausgesetzt in einer unkontrollierbaren Welt. Unser Wachbewusstsein ist zu einem passiven Beobachter degradiert, der der Täuschung unterliegt, Herr über sich selbst zu sein. Freier Wille ist eine Illusion, und trotzdem fühlt es sich an, als wären wir selber für alles verantwortlich. Wenn man sich zurücklehnt, läuft nichts von allein, sondern dann war es schon immer dein Schicksal, in der Gosse zu verenden.
Zwang führt zu mehr Zwang
Da die natürlichen Zwänge wie geistige Isolation und begrenzte Ressourcen zu Gier, Neid und Verständnislosigkeit führen, kommen manche auf die Schnapsidee, man müsste den Leuten nur ein Patentrezept für Wohlstand und Glück aufzwingen. Damit wird die Gier, der Neid und die Verständnislosigkeit von der persönlichen Ebene auf eine Gesellschaftliche gehoben. Persönliche Probleme kann man theoretisch noch selber beheben, doch wenn der Irrsinn verstaatlicht wird, ist die Kacke am dampfen. Die Natur ist schon schlimm genug, dann wird man auch noch von Dingen wie Wirtschaft, Politik und Religion geknechtet.
Trügerische Statistik
Statistisch gesehen haben Armut, Krankheit und Kriege langfristig immer weiter abgenommen. Das heißt aber nicht, dass das der natürliche Trend ist. Es ist nur eine Schwankung in der Statistik, die auch wieder vorüber geht. Unser Wohlstand ist nur auf Pump gebaut, auf dem Rücken der Armen und der Umwelt. Die Natur lauert nur darauf, es uns heimzuzahlen. Irgendwann kollabiert das fragile Gebilde der Zivilisation und das Elend wird umso größer (siehe Balance). Außerdem schert sich das Individuum nicht um Statistik. Unser isolierter Geist hat keinen Vergleich zu dem Leid anderer Orte und Zeiten, wir sehen nur unsere eigenen Probleme. Wenn ein Problem gelöst ist, suchen wir uns ein Anderes, und dem Gehirn ist es egal, ob es sich um echte existentielle Bedrohungen oder Luxusproblemchen handelt. Es zieht aus jeder Situation das größtmögliche Leid. Dass die Evolution es für nützlich hielt, einen von Sorgen dominierten Verstand zu entwickeln, sagt einiges über die wahre Beschaffenheit der Welt aus.
Die Welt gibt den Bösen Recht
Geschichten, in denen die Liebe als magische Kraft verklärt wird, die alles überwindet, erfreuen sich großer Beliebtheit. Bis auf ein paar Ausnahmefälle hat die Liebe der grenzenlosen Schlechtigkeit aber nichts entgegenzusetzen. Die Naturgesetze kennen keine Menschenrechte. Sie verleihen der Gewalt ihre verführerische Durchsetzungskraft, die von Verbrechern dankbar angenommen wird. Während freiheitliche Kräfte durch stetiges Erklären und Vermitteln ausgebremst werden, setzt sich Gewalt und Unterdrückung einfach über alles hinweg. Diejenigen, die weise Anführer wären, haben meist kein Interesse, über Andere zu herrschen, oder ihnen hört niemand zu. Die Spitzenpositionen fallen logischerweise jenen in die Hände, die nach Macht streben, und das sind überdurchschnittlich oft Narzissten und Psychopathen, die Andere zu manipulieren verstehen und keine Skrupel haben. Sie sind es, die von Krisen profitieren und diese schüren, während rechtschaffene Leute darunter leiden. Sie infizieren die Welt mit ihren Lügen, ihrem Hass und ihrer Hetze. Gute Vorbilder und Appelle sind nutzlos gegen diese Verderbtheit. Die natürlichen Umgangsformen mit Gefahren sind Kampf oder Flucht. Doch diese Reaktionen sind in der modernen Welt nicht mehr angemessen. Erstere führt in eine eskalierende Gewaltspirale, letztere zur stillen Machtübernahme der Despoten. Gewalt ist keine Lösung, keine Gewalt aber auch nicht. Konstruktive Lösungen sind für das menschliche Gehirn äußerst schwierig, aber selbst wenn du noch so edle Prinzipien verinnerlicht hast, wird dich die Welt eines Tages so in Bedrängnis bringen, dass du selbst versucht bist, böse zu werden.
Opfer werden zu Tätern
Bei jedem Leid, das geschieht, haben wir das Bedürfnis, einen klaren Schuldigen zu ermitteln und ihm eine gerechte, befriedigende Strafe zukommen zulassen. Selbst bei Unfällen und Naturkatastrophen werden Sündenböcke gesucht, denen man die Verantwortung anlasten kann. Geschichten vom personifizierten Bösen und bartzwirbelnden Superschurken sind Ausdruck dieses Bedürfnisses. Doch reale Täter sind immer auch Opfer. Sie wurden unschuldig geboren und durch prekäre soziale Verhältnisse und ungünstige psychische Veranlagungen zu Tätern gemacht. Sie sind nicht böse, weil sie gerne böse sein möchten und ein Reich der Finsternis anstreben, sondern weil sie aufgrund äußerer Umstände böse Taten für notwendig halten, weil sie ihre Taten fälschlicherweise für gerecht halten, oder weil sie unfähig sind, die Konsequenzen einzuschätzen. Leute, die viel Gewalt erlitten haben, wissen selbst am besten, wie beschissen das ist und man sollte meinen, sie würden es danach besser machen. Aber die Natur sorgt dafür, dass sie dieselben Umgangsformen anwenden oder sich immer wieder gewalttätige Partner suchen. Die Natur macht uns zu irrationalen, triebgesteuerten, verblendeten Idioten. Sie schürt in uns Hass und Rachegelüste, aber auch wenn diese angesichts eines grausamen Täters angebracht sind, verursacht jede Strafe Kollateralschäden, die wiederum neue Opfer und potentielle Täter erschafft. Der Versuch, mittels Belohnung und Bestrafung das Verhalten von Leuten zu regulieren erzeugt nur eine oberflächliche Illusion von Frieden. Es ist eine weitere Demütigung der Unschuldigen, dass die Natur uns zwingt, den Arschlöchern entgegenzugehen, um die Ursache ihrer Probleme zu finden. Und dazu brauchst du erstmal die Kompetenz und die natürliche Autorität, sonst öffnen sich die Arschlöcher dir nicht. Die Natur tut alles, damit die Gewaltspirale so schwierig wie möglich zu durchbrechen ist.
Das Persönlichkeitsdiktat
In deinem Kopf sitzt ein kleiner Schnellrichter. Solltest du es wagen, die von der Natur vorgeschriebene Lebensart zu missachten, straft er dich mit Krankheiten, Unglück, Depression und erhöhter Sterblichkeit. Bist du hingegen artig und tust genau das, wozu du konstruiert worden bist, dann belohnt er dich mit einem Bonbon voller Glückshormone. Der Richter lässt sich zeitweise bestechen, doch nur um es dir danach vielfach heimzuzahlen. Willst du dir dein Glück über abweichende Tätigkeiten und Substanzen erschleichen, wird er dich mit Suchtkrankheiten und all ihren Folgen strafen. Dabei sind die Persönlichkeitsanforderungen selbst nichts anderes als vorinstallierte, unheilbare Süchte.
Das Diktat, körperliche Aktivität zu mögen
Du bist unsportlich und genießt gerne die Bequemlichkeiten der Zivilisation? Schuldig! Du bist ein Tier, das für das Leben in der Wildnis konzipiert ist. Die Evolution hält mit dem technischen Fortschritt nicht Schritt. Du musst deine Zeit für Gehampel opfern, du musst körperlich malochen und auf deine Ernährung achten, sonst wirst du fett, gebrechlich und schwach. Du kriegst Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs. Und selbstredend schlägt Bewegungsmangel auch auf die Psyche.
Das Diktat, geistige Herausforderungen zu suchen
Du lässt gerne die Seele baumeln und willst dich nicht dauernd stressen, um dein Gehirn fit zu halten? Schuldig! Du musst deine Synapsen mit der Peitsche antreiben, du musst dich aus deiner Komfortzone quälen, sonst wirst du mit Verblödung und Demotivation bestraft, auch deine bisher aufgebauten Synapsen werden dir geraubt, damit es dir immer schwerer fällt, etwas zu unternehmen. Und dann lautet dein Urteil Depression und Demenz.
Das Diktat, lebenstaugliche Interessen zu haben
Du interessierst dich für müßige Dinge und hast mit nützlicher Arbeit nicht so viel am Hut? Schuldig! Niemand sucht sich seine Vorlieben und Abneigungen bewusst aus, und doch wirst du allein dafür verantwortlich gemacht. Wenn deine Interessen nicht mit den fremdbestimmten Anforderungen des Lebens übereinstimmen, wirst du immer ein unerfülltes Dasein fristen und im schlimmsten Fall lebensuntauglich sein. Und dann musst du die ständigen Anschuldigen und Repressalien deiner tüchtigeren Artgenossen über dich ergehen lassen.
Das Diktat, die richtige Ausstrahlung zu haben
Du bist schüchtern, pessimistisch oder hast irgendwelche Macken? Schuldig! Man wird dir sagen, du sollst authentisch sein, aber nur solange deine Authentizität der eines geselligen Optimisten entspricht, der immer witzig und unterhaltsam ist, der sich selbstbewusst zu vermarkten weiß. Nur wenn dein Aussehen und dein Verhalten innerhalb der gesellschaftlichen Norm liegt. Sonst bekommst du keine Freunde, keine Liebe, keinen Sex, keinen Job, keine Hilfe und bist dem Untergang geweiht.
Das Diktat, soziale Kontakte zu haben
Du bist ein Einzelgänger und könntest gerne auf Gesellschaft verzichten? Schuldig! Die Natur gönnt dir nicht, alleine glücklich zu werden. Sie hat dich dazu verdammt, ein soziales Wesen zu sein. Wenn du inrovertiert bist, kommst du zwar länger alleine aus, aber leidest umso mehr unter der Oberflächlichkeit der Anderen. Wenn du keine sozialen Kontakte hast, werden dir viele wichtige Hormone verwehrt, womit deine physische und psychische Widerstandskraft sinkt. Du wirst mit Depression, Demenz, erhöhtem Risiko für Infektions- und Herz-Kreislauferkrankungen und kürzerer Lebenserwartung bestraft. Dies ist noch schlimmer als die anderen Diktate, weil es abhängig von unzuverlässigen anderen Menschen ist. Selbst wenn du willig bist, die anderen werden dich ablehnen, wenn du nicht exakt ihren Anforderungen entsprichst. Gruppendynamiken verstärken die Ausgrenzung von Andersartigen. Die Sucht nach Zugehörigkeit bringt Menschen dazu, ihr Gewissen und ihre persönlichen Bedürfnisse zu unterdrücken, um sich die Anerkennung zu sichern, die für das Überleben in der Gruppe notwendig ist. Die Folgen für die psychische Gesundheit und die Gesellschaft sind desaströs.
Das Diktat, dein Schönheitsideal an die Realität anzupassen
Du hast ein ausgeprägtes ästhetisches Empfinden? Schuldig! Die Natur steckt dich und Andere in makelbehaftete Körper, und du musst kritiklos annehmen, was man dir vorwirft. Da niemand etwas für sein Aussehen kann, ist ein feiner Geschmack automatisch eine Diskriminierung aller, die unverschuldet hässlich sind, und du bist mitverantwortlich für die Förderung eines krankhaften Schönheitskultes. Also gib dich mit Mittelmäßigkeit zufrieden! Wenn du Schönheit in Phantasien suchst, wird die Natur deine realen Beziehungen zerstören und die Enttäuschung über die Hässlichkeit der Realität zu deinem Gefängnis machen.
Das Diktat, Vertrauen zu haben
Du hast kein Vertrauen in in andere Menschen, keine Zuversicht in die Zukunft? Schuldig! Ohne dass dir die Welt auch nur die geringste Vertrauenswürdigkeit entgegenbringt, wird das sogenannte Urvertrauen einfach vorausgesetzt. Dieses Wort klingt schon wie hirnlose Blauäugigkeit, mit der du blind ins Verderben rennst. Aber ohne das wirst du mit Verzweiflung, Depression und erhöhtem Demenzrisiko bestraft. Hast du hingegen Vertrauen, wird die Welt trotzdem nicht aufhören, dich mit Tiefschlägen zu peinigen, was uns zum nächsten Punkt führt:
Das Diktat, resilient zu sein
Du bist sensibel und kein Kämpfertyp? Schuldig! Du musst hart und abgestumpft sein, die Schmach der ständigen Tiefschläge einfach ignorieren und immer praktische Lösungen parat haben. Wer nicht immer wieder aufsteht, immer wieder den gleichen Fehler begeht und auf das Leben baut, das einem am Ende sowieso alles nimmt, lädt große Unattraktivität auf sich und wird ohne Mitleid liegengelassen. Doch wer Resilienz als Tugend preist, redet in Wahrheit nur einer Diktatur nach dem Munde, die verlangt, über all ihre Untaten großzügig hinwegzusehen und dich andernfalls ins Unglück stürzt.
Das Diktat, auf eigenen Beinen zu stehen
Du bist wohlbehütet aufgewachsen und hast es dir im Hotel Mama gemütlich eingerichtet? Schuldig! Man wird dich faul und verwöhnt schimpfen. Du wirst mit Unselbständigkeit und erlernter Hilflosigkeit bestraft und deinen Eltern wird ihre gute Absicht zum Vorwurf gemacht. Das Leben wird dich ohne Gnade aus deiner Geborgenheit reißen und dir alle geliebten Menschen nehmen. Es zwingt dich, all den lästigen Mist zu lernen, um alleine in der Wildnis zu überleben, oder straft dich mit Verzweiflung und Ruin.
Das Diktat, Achtsamkeit zu praktizieren
Dein Blick ist ständig auf die Zukunft gerichtet? Du wartest auf das große Glück oder fürchtest kommende Krisen? Schuldig! Du sollst im Hier und jetzt leben, die kleinen Freuden wertschätzen und nicht unrealistischen Maßstäben nachjagen! Sonst wirst du mit Unzufriedenheit bestraft und dein Leben zieht an dir vorbei. Aber die kleinen Freuden sind eben wie der Name sagt: klein. Und während die großen Freuden ewig auf sich warten lassen, stehen die großen Krisen Schlange. Sie benötigen keine Achtsamkeit, sie drängen sich einem rücksichtslos auf. Wenn du unbekümmert und fröhlich bist, reißen dich die Schicksalsschläge unvorbereitet aus dem Traum.
Das Diktat, loszulassen
Du hängst an deinen Beziehungen, Habseligkeiten und an deinem Leben mit all seinen Errungenschaften? Schuldig! Wer zu sehr an die materielle Welt klammert, wird unter jedem Verlust extrem leiden. Manche sagen, das Loslassen zu üben würde einen freier und glücklicher machen. Doch was für eine Freiheit ist das, wenn man nicht mal seine eigene mühsam erkämpfte Existenz sein Eigen nennen darf und einem vorgeschrieben wird, auf welche Weise man denken und lieben darf? Wenn man sich von allen Dingen emotional distanzieren muss, kann man das höchstens Vogelfreiheit nennen. Dies ist nichts, als ein weiterer Zwang, seinen eigenen Willen an die äußeren Zwänge anzupassen und sich selbst über seine Gefühle zu belügen.
Das Diktat, den vorgeschriebenen Weg zu gehen
Du willst dich weiterentwickeln und dein Leben selbst in die Hand nehmen? Pustekuchen! Dazu musst du so viele Bedingungen und Umwege in Kauf nehmen, dass du am Ende schwerlich behaupten kannst, deinen eigenen Weg gegangen zu sein. Zuerst musst du ein positives Mindset haben, mit dem du dir einredest, aus eigener Kraft etwas erreichen zu können. In Wahrheit ist dies die totale Unterwerfung unter die Gesetze der Kausalität und des Marktes, damit du klaglos tun kannst, was getan werden muss, anstatt was du willst. Als nächstes musst du deine Zeit damit verschwenden, Nebensachen zu lernen. Finanzexpertise und soziales Netzwerken sind wahrscheinlich nicht deine eigentlichen Ziele, aber Vorbedingung für alles andere. Wenn du irgendwann nicht mehr von der Gnade deines Vorgesetzten abhängig bist, bist du stattdessen abhängig von der Gnade deiner Kunden. Du wirst hart arbeiten müssen, ein langer Leidensweg, bevor du die Früchte deiner Mühen ernten kannst. Es sei denn, du mimst den Masochisten, akzeptierst den Weg als Ziel und verklärst die Mühen. Wenn du dein Ziel erreicht hast, gönnt dir deine Psyche nur eine kurze Freude und du brauchst ein neues Ziel, für das du dich abrackern kannst. Aber du bist inzwischen so abgehärtet, dass dir das gar nichts mehr ausmacht. Dann endlich darfst du dir auf die Schulter klopfen und sagen, du seist Herr über dein eigenes Schicksal. Aber in Wahrheit hast du dein Leben lang nur Kompromisse gemacht, genauso, als hättest du den einfachen Weg gewählt. Vielleicht belohnt dich die Welt für die Schinderei, doch es ist längst nicht mehr der Traum, den du einst hattest, sondern nur eine Abfindung dafür, dass du jemand Anderes geworden bis.
Das Diktat, dankbar zu sein
Selbst wenn du alle Anforderungen erfüllst, reicht das der Natur nicht. Du musst auch noch dankbar dafür sein und es als richtig empfinden. Tue so, als wäre alles eitel Sonnenschein, was dir das Leben zu Wucherpreisen verkauft und verkläre die Schattenseiten zu "Chancen" die dir die ach so gütige Natur gewährt, um an ihnen wachsen zu dürfen! Wenn du deine angebliche Gedankenfreiheit nutzt und zu viel über Negatives nachdenkst, dann wird der Richter diese Gedanken zu deinem Kerker und zu selbsterfüllenden Prophezeiungen machen. Die Natur wird von sich aus nichts unternehmen, um dich aus diesem Zustand zu retten. Sie wird dich immer weiter zerstören, solange du dich nicht entschließt, das Diktat anzuerkennen und dich unter den Qualen der Selbstverleugnung zurückkämpfst.
Die 2 Grundsätze der Psychologie
Die menschliche Psyche lässt sich auf zwei grundlegende Prinzipien herunterbrechen, die sich stets gegen einen selbst richten:
Selbst ist der Depp
Die 1. Grundregel besagt, dass du immer selber schuld bist und selbst wenn du es nicht bist, musst du es ausbaden. Die Natur wird sich nie bequemen, einen Fehler zuzugeben und die Verantwortung immer auf dich abwälzen. Wenn du unter irgendetwas leidest, liegt es immer nur an deinem negativen Denken, nie an der offensichtlichen Schlechtigkeit der Welt. Die Fehler der Anderen sind nur deine eigenen projizierten Schwächen. Und wenn tatsächlich Andere an deinen psychischen Problemen Schuld sind, musst du dennoch selber alles aufarbeiten. Dann musst du es akzeptieren, verzeihen, darüber hinwegkommen, immer musst du dich selbst verraten und dich der Welt beugen.
Immer das Gegenteil
Die 2. Grundregel besagt, dass die Wahrheit immer das Gegenteil von deinen Überzeugungen ist und um deine Defizite zu überwinden, du immer das tun musst, was du gerade am allerwenigsten tun möchtest. Wenn du irgendetwas hasst oder davor Angst hast, musst du darauf zugehen. Wenn du träge und bocklos bist, musst du erst recht aktiv sein. Wenn du idealistisch bist, wirst du immer enttäuscht werden und du musst die Gegenseite akzeptieren. Sobald sich ein Wunsch erfüllt, bist du unzufrieden und willst wieder etwas ganz anderes. Auch wenn du jemandem mit psychischen Problemen helfen willst, ist das logisch Naheliegenste immer genau falsch und verschlimmert die Situation nur. Negativen Persönlichkeiten wird geraten, die Nähe zu positiven Leuten zu suchen, während man den Positiven rät, negative Menschen zu meiden.
Das Böse ist sinnlos und illegitim
Versuche, das Schlechte in der Welt zu rechtfertigen, gibt es einige. Egal welche Ausreden man erfindet, es sind Zirkelschlüsse, die auf der Logik der gleichen Naturgesetze beruhen, die die Schlechtigkeit verursachen. Ob Schlechtigkeit nun real oder eingebildet ist, ob vermeidbar oder unabwendbar, ob gerecht oder ungerecht, ob absolut oder realtiv, spielt keine Rolle. Die Wahrnehmung von Leid existiert, und das widerspricht dem Willen jedes empfindenden Wesens. Die guten Seiten des Lebens entschuldigen nicht die Schlechten. Eine Diktatur bleibt eine Diktatur, auch wenn sie ab und zu mal eine Gute Tat vollbringt. Wir sollten bei der Natur keinen anderen Maßstab anlegen, als bei jedem anderen verbrecherischen System.
Dualismus und falsche Demut
Die Natur funktioniert. Allein deshalb meinen einige selbstgefällige Masochisten, sie wäre perfekt und gerecht. Leid und Verlust werden als unweigerlicher Bestandteil des Lebens schöngeredet. Freude würde erst im Kontrast zum Leid erfahrbar werden. Die Herausforderungen würden das Leben erst interessant machen und man würde daran wachsen. Wenn wir alle Wünsche erfüllt bekämen, würden wir zu verwöhnten, dekadenten Arschlöchern werden und uns nicht mehr daran erfreuen können. Diese Sichtweise verhöhnt sämtliche Opfer, deren Leben und Träume zerstört wurden, die nie eine Chance hatten, zu wachsen. Im schlimmsten Fall führt sie zu einer Verherrlichung des Leids und dazu, dass Menschen unnötiges Leid aufgebürdet wird, anstatt es konsequent zu bekämpfen.
Es mag stimmen, dass ein allzu leichtes Leben korrumpiert, doch wir sollten bedenken: der Mensch ist nur deshalb schlecht, weil die Welt schlecht ist. Die Beschaffenheit unseres Gehirns und wie es auf Reize reagiert, ist das evolutionäre Ergebnis einer Umwelt, in der Mangel und Gefahr der Normalzustand sind. Freude dient der Motivation, Leid der Meidung von Gefahren. Ist eine Gefahr erfolgreich überwunden, führt dies zu Erleichterung und größerer Wertschätzung der guten Zeiten. In Zeiten des Überflusses kommt dieses System aus dem Gleichgewicht. Die Empfindung von Freude stumpft ab, wir brauchen immer extremere Stimulation. Dass Freude nur in Relation zu Leid wahrgenommen werden kann, wird dann als universelle Wahrheit dargestellt.
Die angebliche Notwendigkeit von Leid beruht einzig auf der Existenz von sich selbst. Die totale Abschaffung des Leids würde auch das Leiden an zu viel Freude beinhalten. In einer Welt ohne Mangel und Gefahren wäre es nicht nötig zu lernen, mit Leid umzugehen und die Abstumpfung von dauerhafter Freude wäre überflüssig. Wenn man ewig Freude an der selben Sache haben könnte, würde der Anreiz für Fortschritt und Veränderung wegfallen, was einen in seiner Glückseligkeit nicht stören würde. Aber neue Entdeckungen zu machen und Herausforderungen zu meistern sind selbst Freudenquellen, die wir niemandem vorenthalten wollen. Wirklich anregend sind Probleme nur dann, wenn sie auf echtem Sportsgeist basieren, also auf der Lust, sich selbst zu testen und zu verbessern, ohne all den Zwang und das existenzbedrohliche Drama.
Doch die meisten Probleme bereichern uns nicht, sondern nerven, behindern und zermürben uns. Meistens sind wir in einer hoffnungslosen Defensive gefangen, nur damit beschäftigt, eine Verschlechterung zu bekämpfen, ohne eine Chance zur Offensive, ohne eine realistische Aussicht auf nachhaltige Verbesserung. Und absolut nichts entschuldigt Katastrophen, die einen töten, zum Krüppel oder zu einem psychischen Wrack machen. Alles, was Menschen aus einer Krise lernen, was sie wieder aufbauen, selbst die positive Verzerrung von Erinnerungen an schlechte Zeiten entspringen dem Willen, dem Leid zu entkommen. Wir schätzen die Freude totz, und nicht wegen des Leids. Wer behauptet, das Leid nicht umgehen zu wollen, wenn er die Möglichkeit hätte, belügt sich selbst und die gesamte Menschheit.
Verwechslung von Schmerz mit Leid
Schmerz kann unter Umständen positiv bewertet werden. Z. B. führen schmerzhafte sportliche Extremleistungen oder sadomasochistische Sexualpraktiken bei manchen Leuten zu Glücksgefühlen. Manche spielen Spiele, die ein Risiko für Frustration oder Verletzungen bergen oder nehmen friewillig große unangenehme Mühen auf sich, um etwas zu erreichen. Diese Positivbeispiele werden dann benutzt, um Schmerz allgemein als etwas Positives und Lohnendes darzustellen. Was dabei außer Acht gelassen wird ist, dass längst nicht jeder Schmerz etwas Positibes bewirkt, sondern meistens einfach nur wehtut. Dass nicht jeder Schmerz überwunden werden kann, sondern meistens Zeichen irreversiblen Verfalls ist. Dass nicht jeder Schmerz aushaltbar ist, sondern weit über die Toleranzgrenze hinausgehen kann. Sinnloses Leid und unerträgliche Qualen sind durch nichts schönzureden.
Schöpfer der eigenen Realität
Die Anhänger dieses Mythos behaupten, unsere negativen Gedanken und Bewertungen würde die Welt so schlecht erscheinen lassen, wir sollten doch gefälligst alles positiv sehen. Wenn wir nur unsere Meinung und unser Verhalten anpassen, kann wohl kaum die Rede davon sein, die Realität zu verändern. Auch wenn eine positive Weltanschauung positiven Einfluss auf die Umwelt hat, werden dadurch ja nicht die Naturgesetze an sich geändert. Die Welt ist und bleibt anfällig für entsetzliche Grausamkeiten. Die Tatsache, dass sich die Realität nicht unseren Wünschen anpasst zeigt, dass die geistige Schöpferkraft Einschränkungen unterliegt. Sollten diese Einschränkungen tatsächlich nicht von der Außenwelt kommen, sondern im Interesse eines unbewussten, höheren Selbsts liegen, wäre das Problem nur um ein Glied in der Kausalkette verlagert. Welchen Anlass sollte das höhere Selbst haben, seine Inkarnation zu quälen, wenn es frei entscheiden könnte und es keine äußere Notwendigkeit dafür gäbe? Die Naturgesetze haben kein Bewusstsein, keine Gefühle, keine Bedürfnisse. Wir schon. Wir sind die Leidtragenden, und dennoch sind es nicht wir, die die Welt, in der wir leben müssen, gestalten dürfen, sondern wir müssen uns Regeln von einer gefühllosen Maschine diktieren lassen, die selber gar nichts davon hat, so beschissen zu sein.
der Leistungsgedanke
Wie bereits erwähnt, sorgt die ungerechte Kausalität dafür, dass man für sein Wohl schuften muss. Anstatt die Schuld im System zu suchen, postulieren manche daraus eine Grundschuld des Lebewesens, das sich beweisen müsse, um sich das Gute zu verdienen. Dies äußert sich vor allem in wirtschaftlichem Leistungswahn und religiösen Konzepten wie göttlicher Prüfung oder Karma. Wir wurden weder bei der Gestaltung der Naturgesetze mit einbezogen, noch haben wir eine Einverständniserklärung unterzeichnet. Wir schulden der Welt gar nichts.
Karma
Es ist offensichtlich, dass sich die Verteilung von Freude und Leid nicht unmittelbar nach gutem und schlechtem Handeln richtet. Es ist ja nicht so, dass alle mit den gleichen Voraussetzungen ins Leben starten. Dinge wie das Umfeld, in das man hineingeboren wird oder bestimmte Krankheiten können wir nicht beeinflussen. Es gibt also von Vornherein Ungerechtigkeit, unabhängig von den eigenen Taten. Dass gute Taten nicht unbedingt zu guten Ergebnissen führen, haben wir auch schon festgestellt. Die komplexe Kausalität in einer Welt, in der sich alles gegenseitig beinflusst kann überhaupt nicht gewährleisten, dass alle Lebewesen ihre genau bemessene Dosis Freude bzw. Leid erhalten, ohne dass ungeplante Ereignisse dazwischenkommen. Es sei denn, alles wäre durchgeplant und vorherbestimmt. Aber dann könnte man die Lebewesen auch nicht für ihre Taten verantwortlich machen.
Ungerechtigkeit mit den Taten in einem vergangenen Leben zu rechtfertigen ist bescheuert, weil man sich nicht daran erinnert. Wenn die Kausalität für den Betroffenen nicht erkennbar ist, kann er nichts daraus lernen. Wer den Eindruck gewinnt, die Welt sei ungerecht und gute Taten lohnen sich nicht, hat auch kaum Anreiz dazu, ein guter Mensch zu werden. Und wer oder was sollte dieses schwachsinnige System aus welchen Gründen und mit welchem Recht überhaupt eingerichtet haben?
göttliche Prüfung
Eine höhere Macht, die alles im Sinne eines verborgenen Plans lenkt, rechtfertigt ebensowenig das Leid. Ein Plan, der Leid beinhaltet, ist ein schlechter Plan und eine Entität, die solch einen Plan ausführt wäre entweder unfähig oder bösartig. Dass diese Entität ihre Existenz und ihre Pläne nicht allen Menschen unmissverständlich und nachweislich offenbart, spricht ebenfalls nicht für sie. Es gibt unzählige Religionen, alle erzählen einem etwas anderes und keine kann zufriedenstellende Beweise vorlegen. Wie soll ein Mensch eine Prüfung bestehen, wenn er keine eindeutigen Kriterien hat? Zwar sind sich die meisten einig, dass man nett zueinander sein soll, aber da man in dieser Welt mit jeder kleinsten Bewegung irgendjemandem auf die Füße tritt, entsteht ständig Zwietracht, und es gibt bisher kein System, das es allen rechtmachen könnte.
Lernen
Ein anderer abergläubischer Erklärungsversuch ist, dass es nicht um Prüfung geht, sondern darum, Erfahrungen zu machen. Das setzt voraus, dass es eine höhere Stufe gibt auf der das irgendjemand entschieden hat. Zu leiden nur um der Erfahrung willen ist absolut dämlich. Wozu sollte man lernen, mit der Beschissenheit umzugehen, wenn die höhere Stufe nicht genauso beschissen wäre? Meistens wird davon ausgegangen, dass das Jenseits paradiesisch ist. Da schweben lauter Seelen in ihrer Friede-Freude-Eierkuchen-Welt herum, wo pure Glückseligkeit herrscht und langweilen sich trotzdem so sehr, dass sie auf die absurde Idee kommen, sich selbst auf abgründige Weise zu misshandeln, indem sie sich in diese Welt voller Gewalt und Elend inkarnieren. Sie sind dabei so lernresistent, dass sie das unzählige Male wiederholen müssen, bloß um zu kapieren, dass die materielle Welt scheiße ist, dass sie alle Bindung dazu überwinden sollen, nur um das zu erlangen, was sie am Anfang sowieso schon hatten. Und diese hirnverbrannte Seele soll man dann auch noch als sein wahres Selbst ansehen und lieben.
Die vier Stufen zum Bezwingen des Übels
Gerade noch davor gewarnt, präsentiere ich nun das Patentrezept gegen alle Probleme. Natürlich ist das nicht wirklich umsetzbar. Dies wäre nicht die Pseudorealität, wenn Hoffnung realistisch wäre.
Das Übel erkennen
Die Wurzel allen Übels ist der Zwang und das Wesen allen Übels ist das Leid. Wo lebendes Bewusstsein von Zwängen geplagt wird, entsteht Leid. Verschiedene Kräfte prallen aufeinander, und wo sie sie keinen konstruktiven Weg finden, setzt sich die stärkere Kraft gnadenlos über die Schwächere hinweg. Oft haben beide Parteien berechtigte Ansprüche, es scheint jedoch unmöglich, dass sich alles gleichzeitig und für immer frei entfalten kann. Auch dies ist ein Zwang, der Zwang zu Kompromissen. Die Natur rollt mit Krankheit, Tod und Zerstörung über uns hinweg und all ihre Taten bleiben ungesühnt. Sie zwingt uns zur Akzeptanz. Das Böse tritt nicht personifiziert und vom Guten getrennt auf, es verkriecht sich feige und vermischt sich unauflöslich mit dem Guten. Es befällt die Gehirne potentiell guter Menschen und benutzt sie als menschlichen Schutzschild, denn man kann sie nicht töten, ohne auch die guten Anteile zu töten und damit wieder neues Leid zu verursachen. Wir sind gezwungen, das Böse mit langwierigen und umständlichen Methoden kleinzuhalten, niemals können wir es wirklich besiegen. Das ganze Leben sind wir gezwungen, uns alles von den erpresserischen Naturgesetzen gefallen zu lassen. Wer sich der Kausalität fügt und sein Fähnchen nach dem Wind hängt, all die Ungerechtigkeit der Welt verdrängt, scheint glücklich leben zu können. Doch das ist nur selbstbetrügerischer Scheinfrieden. Wir wollen das Glück jenseits der Linientreue erreichen, was nur möglich ist, wenn die Naturgesetze vernichtet und durch eine völlig neue Natur ersetzt werden, in der das Gute das Sagen hat.
Das Übel bekämpfen
Die Phantasie ist die rechtmäßige Realität, die sich über alle Zwänge hinwegzusetzen hat. Träume, Spiele, Kunst und Geschichten eröffnen uns Welten, die so viel besser sein können als die unrechtmäßige Realität. Dort ist alles möglich, dort kann das Böse personifiziert und offen bekämpft werden. Mithilfe der Phantasie soll das Böse ausgetrieben werden, vom Guten isoliert und in angreifbare Körper gebannt werden. Das Böse soll aus seinem Versteck herausgerissen werden und sich der Verantwortung stellen. Es soll wie wir spüren können, was es heißt ohne Chance auf Entkommen in einem vergänglichen Stück Fleisch gefangen zu sein, wehrlos den Gewalten ausgeliefert. Es soll sich bewusst werden, wie es vom ganzen Universum gehasst wird, wie falsch und nutzlos seine Existenz ist. Dazu setzen wir seine eigenen Mittel gegen es ein: "Ein Unglück kommt selten allein". Alles Schlechte zieht einen Domino-Effekt nach sich, eine lange, kausale Blutspur, die wir aufnehmen und umkehren. Dieser Leidspiegelfluch lässt das Leid zum Verursacher zurückfließen, welcher alles, was er je verschuldet hat am eigenen Leib erlebt. Jede Angst, jeder körperliche und psychische Schmerz, jeder Verlust, jede Trauer, Wut und Verzweiflung, jede Hilflosigkeit, all das in voller Ausdehnung des Lebens jedes einzelnen Opfers stürzt auf das personifizierte Böse herab und tötet es in unermesslicher Qual. So können wir reinen Gewissens wahrhaft erfüllende Rache nehmen, denn wir vernichten kein dem Bösen verfallens Lebewesen, sondern den Zwang und das Leid selbst.
Das Übel ignorieren
Ignorieren bedeutet keinesfalls, das Leid zu akzeptieren. Das Leid ist mit jeder Faser unseres Seins zu verachten und verdient nicht das geringste Zugeständnis. Doch während wir auf Stufe 2 noch viel zu viel Zeit und Energie für die Beseitigung dieser schändlichen Entität opfern mussten, gehen wir nun zur passiven Vernichtung über. Wir schenken dem Feind keine Beachtung mehr und gehen ungestört unseren Lüsten nach. Die Macht der Phantasie wird einen Schutzschild um uns errichten, der uns vor jeder Verfolgung schützt. Kein Krankheitserreger, kein unerwünschtes Wesen, keine Waffe kann ihn durchdringen. Es kann auch eine Lichtbrechung eingeschaltet werden, die uns unsichtbar macht oder alle Angreifer ausblendet. So fühlen wir uns nicht mehr gestört. Das intelligente Kraftfeld weitet sich aus auf Dinge, die uns wichtig sind. So sind auch unsere Freunde, Familie und unsere Habe geschützt. Gelüstet es uns danach, ein Verbrechen zu begehen, tun wir es einfach. Es wird die Zeitlinie gespalten, sodass Täter und Opfer beide gleichermaßen zu ihrem Glück kommen. Der Schaden wird ausgelagert in eine Extradimension und per Leidspiegelfluch zu sich selbst zurückgeführt. Wir bestimmen die Kausalität unseres Handelns selbst und sind nicht mehr gezwungen, unser Leben auf Kosten anderer zu unterhalten. Soll der Zwang zur Abwechslung mal zurückstecken müssen und sich vergeblich abmühen, uns den Spaß zu verderben.
Dem Übel entrücken
Auf der letzten Stufe müssen wir uns überhaupt nicht mehr mit dieser unzulänglichen Welt herumplagen. Die Phantasie bildet eine sogenannte Panzerwolke. Das ist ein unzerstörbares Dimensionsfeld in welchem unsere Phantasie Realität wird. Unser persönliches Universum, mit dem wir eins werden und grenzenlose Freude erleben. Es bietet uns Geborgenheit, sowie Neuigkeiten und Herausforderungen in genau dem Maß, dass wir weder unter- noch überfordert sind. Wir schweben als in sich geschlossener Kreislauf, unabhängig von jeglichen äußeren Einflüssen durch das Gefüge. Die "Realität" kümmert uns höchstens noch als freiwillige Zerstreuung. Wir Erleuchteten können einander besuchen und Abenteuer erleben, während die Schlechtigkeit einsam und vergessen an sich selbst erstickt.