Mutter Natur, das Monster aller Monster
Als Pseudorealität wird eine Welt bezeichnet, die von den in ihr lebenden Wesen als wahr, richtig und unabänderbar wahrgenommen wird, in Wirklichkeit aber des Lebens größter Feind ist und es nicht verdient, real zu sein. Kennzeichnend sind totalitäre, unverhandelbare Naturgesetze, die die Basis für schlimmste Grausamkeiten bilden, aber von der Bevölkerung hingenommen und oft sogar verteidigt werden. Die Umwelt sowie die innere Natur des Menschen verursachen gleichermaßen unermessliches Leid und schränken die Möglichkeiten ein. Die Psyche gaukelt einem Sinn und Hoffnung vor, um einen wiederholt zu enttäuschen.
Im Bestreben, der Probleme Herr zu werden, bürden sich die Leute zusätzliche Regelsysteme auf, die nicht selten in Unterdrückung gipfeln. Dieser Artikel befasst sich mit der Fehlbarkeit der Natur. Die daraus resultierenden gesellschaftlichen Probleme sind ein großes Thema für sich und werden unter Gesellschaftskritik genauer beleuchtet.
Nicht als Pseudorealität zählen virtuelle Realitäten, Phantasiewelten und Spielszenarien, die Regeln, Einschränkungen und simulierter Gefahr unterliegen, in die man sich aber freiwillig begibt und jederzeit aussteigen kann. Hier verzichtet man bewusst auf einen Teil der Möglichkeiten, um sich zu messen oder ein besonderes Erlebnis unter speziellen Umständen zu haben. Verluste in einer solchen Welt sind nicht endgültig und lebensbedrohlich. Spiel und Phantasie sind ganz im Gegenteil die wahre Realität, weil sie vielfältig und veränderbar sind und vor allem, weil nicht jeder Furz den Untergang bedeutet. Wenn Spiele negative Auswirkungen haben, wie z.B. Sucht, dann liegt der Fehler nicht am Spiel, sondern an der Rahmenwelt, innerhalb derer das Spiel gespielt wird. Die Pseudorealität ist so gestaltet, dass sie gute Dinge wie Träume, Spiele, Phantasie als unnütz, nebensächlich und dem krankhaften "Ernst des Lebens" untergeordnet erscheinen lässt.
Mit Realität wird gemeinhin die physiche Welt im Gegensatz zu virtuellen Welten und Phantasien bezeichet. Diese Definition ist akzeptabel, wenn sie als wertfreie Bezeichnung zur Unterscheidung von Existenzformen dient. Als problematisch empfinde ich jedoch, wenn der Begriff benutzt wird, um die physische Welt und den "Ernst des Lebens" als das einzig Wahre und Richtige darzustellen und alles Geistige und Müßige als nutzlose Phantasterei abzutun. Wenn er benutzt wird, um Missstände der physischen Welt aufgrund ihrer bloßen vermeintlichen Unabänderbarkeit zu rechtfertigen und Idealismus zu verunglimpfen. Meine persönlichen Assoziationen mit diesen Begriffen sind folgendermaßen:
Realität≙
Zwang
Leid
Ernst
Arbeit
Fremdbestimmung
Langeweile
Stress
Bedrohung
Altern
Verfall
Phantasie≙
Freiheit
Freude
Spaß
Freizeit
Selbstverwirklichung
Abenteuer
Erfüllung
Geborgenheit
Jugend
Kreativität
Bloß weil die "Realität" als übergeordnet und alternativlos gilt, muss ich sie noch lange nicht für makellos und gerecht halten. Gerade weil sie unverhandelbar ist, disqualifiziert sie sich als gerechtes System. Ich habe mich daher entschieden, den "Ernst des Lebens" zu einer grundlegend falschen Daseinsform zu erklären und dessen Überwindung hin zu einer Existenz in reiner Phantasie zum erstrebenswerten Ideal. Die höchste Form der Wahrheit sollte nicht in dieser beschränkten Welt liegen, sondern im uneingeschränkten Zugang zu allem Vorstellbaren.
Über den Begriff Natur
Mit Natur wird gemeinhin die Wildnis im Gegensatz zur Zivilisation bzw. das Lebendige / von allein Entstandene im Gegensatz zum künstlich Erschaffenen bezeichnet. Angesichts der rücksichtslosen Ausbeutung und Zerstörung der Natur durch den Menschen wird sie vorschnell als gutmeinendes, unschuldiges Opfer dargestellt. Doch Natur ist im weitesten Sinn das Naturgesetz, nach denen sich alles im Universum entwickelt. Die oberflächliche Schönheit und empfindliche Balance unberührter Ökosysteme ist ebenso ein Produkt natürlicher Evolution, wie der rastlose Geist des Menschen, der in seinem unbändigen Gestaltungswillen die Umwelt schädigt. Unter der hübschen Oberfläche aus imposanten Landschaften, saftigem Grün und quirligen Tieren ist die Natur ein grausames, abgrundtief perverses Regime. Und indem die Natur kein Bewusstsein und keinen Willen hat, entzieht sie sich jeder Verantwortung.
Es heißt, das Leben sei ein Wunder, weil seine Entstehung so unwahrscheinlich ist. Doch im Umkehrschluss heißt das nichts weiter, als dass dieses Universum ziemlich ungeeignet für Leben ist, und das Leben darin ein schlechter Deal mit großen Entbehrungen ist. Die Natur schenkt nichts, sie zwingt das Leben zu einem gnadenlosen Überlebenskampf, der solch eine Monstrosität wie den Menschen hervorbringt. Die Evolution denkt nicht nachhaltig, sie gibt dem Vorzug, was im Augenblick nützlich erscheint. Dann geht die Welt plötzlich an den Folgen in die Knie und wir haben nur noch die Wahl, unsere Triebe zu unterdrücken, oder weiterzumachen und uns von der kaputten Welt hinrichten zu lassen. Der Natur ist es einerlei, ob wir die Welt jetzt zerstören, oder die sterbende Sonne in ferner Zukunft. Deshalb werde ich die Natur hier nicht als Urzustand perfekter Harmonie verklären. Sie ist ein gefühlloses Regelsystem, das Leben und Bewusstein aufgrund einer langen Kette günstiger Zufälle erblühen lässt, bis es an seine Grenzen stößt, und es dann mit seinen Unzulänglichkeiten allein lässt und mit der Realisierung seiner eigenen Vergänglichkeit quält.
Ungerechtigkeiten werden häufig damit bagatellisiert, dass das Leben nunmal nicht fair sei. Auf die Frage, wie wir uns am besten mit der Natur arrangieren, folgen aber nicht minder wichtige Fragen: Ist das Leben dann noch lebenswert? Ist es moralisch vertretbar, sich mit einem ungerechten System zu arrangieren? Ist es moralisch vertretbar, Kinder in eine ungerechte Welt zu setzen?
Überbevölkerung
Die Evolution fördert eine effiziente Fortpflanzung. Normalerweise werden Populationen durch das wenig schmeichelhafte Fressen und Gefressenwerden im Gleichgewicht gehalten. Doch ab und zu vermehrt sich eine Spezies zu stark, Platz und Ressourcen sind begrenzt. Dumme Tiere machen einfach weiter, bis alles kahlgefressen ist und sie verhungern. Lebewesen mit Bewusstsein müssen sich entscheiden, ob ihnen kurzfristige Befriedigung oder langfristiges Überleben wichtiger ist, was zu inneren Konflikten führt. Da jedes Individuum anders entscheidet, kommt es zusätzlich zu äußeren Konflikten.
Ressourcenknappheit
Viele Ressourcen sind nur deshalb knapp, weil die Natur zu blöd ist. Es gibt genug Energie, bloß verpufft sie ungenutzt, weil sie so schwierig anzuzapfen und zu lagern ist. Wärme ist ein Abfallprodukt bei vielen Prozessen, aber man kann sie nicht aufbewahren und muss für die Heizung wieder extra Brennstoffe verfeuern. Es gibt genug Wasser, bloß ist es salzig und unbekömmlich, weil einen die dusselige Evolution jede nützliche Fähigeit sofort verlernen lässt, sobald man sie einmal kurz nicht benötigt. Das bisschen Süßwasser ist natürlich nicht gerecht verteilt, es gibt entweder Dürre oder Flutkatastrophen. Es gibt genug Platz, aber viele Gegenden sind unbewohnbar und man brauch übertrieben viel Ackerland, um ein paar Mäuler zu stopfen.
Umweltverschmutzung
Kunststoffe sind großartige Materialien, aber es wäre ja ganz was Neues, wenn die missgünstige Natur uns die vielfältigen Möglichkeiten davon nutzen lassen würde, ohne uns wieder alles zu vermiesen. Die Meere verdrecken, die Müllberge wachsen und wir fressen Mikroplastik. Steine verrotten auch nicht, aber das ist natürlich was gaaaanz anderes, weil das ja von der Natur selbst gemacht wurde.
Treibhauseffekt
Die Vorkommen und Reproduzierbarkeit chemischer Reaktionen, die Treibhausgase freisetzen sind unverhältnismäßig groß im Vergleich zu den Möglichkeiten, sie zu binden. Kein Wunder, dass dieses schlecht organisierte System aus dem Gleichgewicht gerät. Und weil die Kausalität scheiße ist, gibt es natürlich gleich wieder einen Dominoeffekt. Wenn es ein paar Grad wärmer wird, explodiert gleich der ganze Planet. Beim Klimawandel haben wir verschissen, das ist sicher.
Artensterben
Der menschliche Einfluss auf die Natur sorgt dafür, dass immer mehr Krankheitserreger und Schädlinge aussterben, während nützliche Tiere robuster werden und neue, angepasstere Arten bilden. Ach nein, es war genau andersrum. Natürlich.
Der Körper ist eine Behinderung
die Hässlichkeit "realer" Menschen
Ein wesentlicher Grund, warum das Leben schlecht ist, ist weil es an einen fleischlichen Wirt gebunden ist. Bin ich ein Askese-Prediger, der das sündige Fleisch verdammt? Nein, im Gegenteil, ich will grenzenloses Ausleben aller Lüste, auch der Körperlichen. Und dabei ist der Körper im Weg. Bewusstsein entsteht im Geist, also könnte man Körperlichkeit auch simulieren ohne all die Gefahren und Nachteile. Man sollte nicht an einen Körper gefesselt sein, an einen Einzigen, Unveränderbaren, Zerbrechlichen, nach permanenter Aufmerksamkeit schreienden, der einen einengt und einem vorschreibt, wie man zu sein hat und was man zu tun hat, damit er einem die Glückshormone gewährt. Unsere Verhaltensweisen und Körperfunktionen dienen letztlich alle nur einer sinnlosen Selbst- und Arterhaltung, nie werden wir gefragt, ob wir mit den diktierten Zielen und Bedingungen einverstanden sind. Wir sollten nicht dem Leben dienen, sondern das Leben uns. Im Folgenden wird erläutert, wie der Körper unsere Freiheit und unser Glück behindert:
Nahrungsaufnahme
Die Lebenserhaltung eines Körpers basiert auf gegenseitiger Ausbeutung. Um an lebenswichtige Nährstoffe zu kommen, müssen andere Lebewesen ermordet und gefressen werden (Auch Pflanzen sind Lebewesen, es ist purer Zufall, dass sie keine Gefühle zu haben scheinen, und den Veganern kein schlechtes Gewissen bereiten). Die Leichenteile werden verschlungen und mit unappetitlichen Säften zu bestialisch stinkendem Giftmüll verdaut, den man ausscheißt. Da muss der Kampfmittelräumdienst anrücken. Die Nahrungskette und Fresshierarchien sind ein grundlegendes Prinzip der Natur. Die Opferzahl ist schon in die Anzahl der Nachkommen eingerechnet. Die meisten Lebewesen sind zu dumm, um dieses abartige System zu durchblicken. Menschen müssen sich mit Interessenkonflikten zwischen Hunger und Moral herumplagen. Das führt zu Verdrängung, Abstumpfung und Gleichgültigkeit oder zu Autoaggression und militantem Ökofritzentum.
Besonderes Essen kann lecker sein, doch die alltägliche Nahrungsaufnahme ist lästig, die Beschaffung und Zubereitung erfordert unverhältnismäßigen Aufwand. Den ganzen Tag geschuftet und in einer halben Stunde ist alles aufgefressen. Zudem schreibt einem die Natur haarklein vor, wie man sich zu ernähren hat, um nicht haufenweise Krankheiten zu kriegen, sodass es unmöglich ist, sich gut zu ernähren, ohne jeden Bissen vorher chemisch zu analysieren und genau abzumessen. Fast alles, was das Essen schmackhaft macht, ist gesundheitsschädlich. Das böse Fett, der böse Zucker, das böse Salz, das böse Fleisch, die bösen Röstaromen, die bösen Zusatzstoffe.
Unhygiene
Ein biologischer Körper ist eine Dreckschleuder ohnegleichen. Aus sämtlichen Poren quillt Schweiß und ranziges Fett, abgestorbenes Fleisch schuppt sich ab, in jeder Körperöffnung findet man eine andere stinkende, schleimige Abfallgrube. Man ist eingesperrt in ein Stück Gammelfleisch, eine Petrischale für Mikroorganismen, Ungeziefer und Krankheitserreger jeder Art, die einen in einen endlosen Kampf gegen den jede Ritze durchdringenden Schmutz verwickeln. Bakterien bevölkern jeden Nanometer, kacken einen voll und man ist auch noch abhängig von diesem Getier. Man verfault bei lebendigen Leibe und muss eine Sisyphosarbeit verrichten um sich jeden Tag den Dreck abzuschrubben. Und nicht nur sich selbst, die ganze Welt ist eine Kloake, die unablässig Schmutz produziert, der alles überzieht und giftig macht.
Sexualität
Sexistisch ist die Natur, die die Lebewesen überhaupt erst in Geschlechter spaltet. Man kann sich weder seinen Körper, noch seine sexuelle Orientierung aussuchen und ist lebenslänglich darin gefangen. Allzu leicht ist man verflucht mit dem falschen Körper, Hässlichkeit oder Präferenzen, die nur zum Schaden Anderer zu befriedigen sind. Die Geschlechter sind auf ihren einseitigen Erfahungshorizont beschränkt und entwickeln völlig inkompatible Vorstellungen von Beziehungen. Dass hier Sexismus, sexuelle Gewalt und Prüderie leichtes Spiel haben, ist abzusehen. Lust und Liebe könnten so schön sein, wären sie nicht nur Instrumente der schnöden Fortpflanzung, die sich aufgrund ihrer zentralen biologischen Bedeutung viel zu ernst nimmt. Das große Drama von Schwangerschaft, Geburt und der immensen Verantwortung für den Nachwuchs nimmt der Liebe die Unbeschwertheit und belastet Beziehungen. Gefühle von Romantik und Geilheit sind nur reproduktionsfördernde Mechanismen, ihre Magie ist eine flüchtige Illusion. Durch evolutionären und gesellschaftlichen Optimierungsdruck entstehen völlig überzogene Ansprüche und peinliches Balzgehabe. Dazu kommt noch die Gefahr von Geschlechtskrankheiten, was allseits Ängste schürt. So wird daraus ein ungenießbares, hysterisches Schmierentheater. Doch der Geschlechtstrieb übermannt jede Vernunft. Leute opfern ihre Freiheit und ihre Würde der Aufzucht von Blagen ohne Rücksicht auf deren Wohl und fühlen sich dabei wichtig, kompetent und moralisch überlegen. Immer neue Generationen müssen dieses Jammertal durchleiden.
Hirnchemie
Intelligenz ist vom Körper nur soweit geduldet, wie sie der Arterhaltung dienlich ist. Wer Werkzeuge bauen kann, seinen Feinden einen Schritt voraus denken kann, hat einen Überlebensvorteil. Doch mit der Fähigkeit zu denken geht auch die Reflexion über das eigene Sein einher, der Wunsch nach Sinn und Erfüllung im Leben, nach etwas das größer ist, als nur über diese Erde zu kriechen, zu fressen und sich zu vermehren bis man krepiert. Und mit dem Fortschreiten wissenschaftlicher Erkenntnisse wird man sich bewusst, dass der eigene Verstand in den Schädel eingekerkert ist, geschrieben auf eine fragile Glibbermasse, die die Realität nur als unzuverlässige Interpretation beschränkter Sinne wahrnimmt, dass man Sklave seiner Gene, Instinkte und Prägungen ist und man andere Wesen und die Welt nie wahrhaft verstehen kann, solange man im Fleischgefängnis steckt. Die Meisten nehmen dieses Joch als gegeben hin und plagen sich nicht mit Grübeleien, oder sie versuchen ihr Selbstwertgefühl in zweifelhaften Religionen und Ideologien zu stärken. Wir sehnen uns danach, etwas Transzendaentales, vom Körper Unabhängiges zu sein. Doch unser Geist ist nichts als eine Funktion eines Fleischautomaten, die sich mit wenig Aufwand weglobotomieren lässt.
ungenutztes Potential
Unsere körperliche und geistige Leistungsfähigkeit hat enormes Potential, doch wird dessen Nutzung durch vielerlei Mechanismen verhindert. Eine Barriere trennt uns von unserem Unterbewusstsein, und damit von einem Großteil unseres Selbsts und von sehr unterhaltsamen Fähigkeiten. Nur mittels langwieriger Meditationstechniken oder brachialer Methoden wie Drogenkonsum und Sauerstoffentzug kann man darauf zugreifen. Andere Dinge wie Hochbegabung oder Inselbegabung sind gar nur mit spezieller Hirnbeschaffenheit erreichbar und gehen mit Defiziten in anderen Bereichen einher. Wieder andere Fähigkeiten, wie die Konzentration und Körperbeherrschung von Kampfkünstlern kann nur durch extremes Training und die Opferung sämtlicher anderen Freuden erlangt werden.
Limitierung
Wer kennt das nicht, gerade hat man sich gemütlich hingesetzt, da fällt einem noch was ein, oder etwas fällt herunter. Telekinese geht nicht, also muss man sich wieder hochquälen, seine an die eigentliche Tätigkeit angepasste Haltung verlassen, sich verrenken und verbiegen, umständlich irgendwo hinlaufen, nur um eine Nebensache zu erledigen. Man stößt sich auch überall, ist zu klein, zu groß, zu leicht, zu schwer, Fortbewegung aus eigener Kraft ist langsam und beschwerlich, weshalb man auf komplizierte, teure und umweltbelastende Verkehrsmittel angewiesen ist. Kommunikation findet nicht durch direkte Gedankenübertragung statt, sondern muss in Worte gefasst werden, was aufwändig und unpräzise ist und regelmäßig zu Missverständnissen und Verdruss führt. Dies sind alles kleine Probleme, doch sie summieren sich. Ein gewichtiges Problem ist jedoch die Hilflosigkeit eines so schwachen Körpers angesichts der überwältigenden Ungerechtigkeit der Welt, die so Viele in Verzweiflung zurücklässt.
Sucht
Das Gehirn giert nach ständiger Bespaßung weil das in der Urzeit einmal Sinn machte, als es nur die klassischen Lustquellen wie Nahrungsaufnahme, Sex usw. gab, und diese hart erkämpft werden mussten, weshalb kaum Gefahr einer Überdosis bestand. Dieselbe Natur, die das so eingerichtet hat, hat uns auch ein Gehirn entwickeln lassen, das Lustquellen erfinden kann, die viel leichter erreichbar sind. Doch die Gewöhnung kommt schnell, wir wollen immer mehr und immer Neues, und dann müssen wir uns selbst knechten und kasteien, um uns vor den bösen Verführungen zu schützen, die vom naturgegebenen Pfad des Glücks abweichen. Die Stillung vorprogrammierter Süchte wie sozialer Interaktion wird dagegen vom eigenen Gehirn vereitelt, da es bei kleinster Fehlkalibrierung im Kindesalter auf ewig zu einem unsozialen Krüppel mutiert.
Kontrollverlust
Es ist zwar praktisch, dass viele Körperfunktionen automatisch ablaufen, aber man kann nicht bewusst eingreifen, wenn der Bedarf besteht. Zum Beispiel läuft unser Energiemanagement unabänderlich im Krisenmodus, weil Mangel der Normalzustand der Welt ist und die Evolution es daraufhin angepasst hat. Verbrauchsintensive Dinge wir Gehirn- und Muskelmasse werden sofort abgebaut, wenn man sie mal kurz nicht benutzt, stattdessen wird überschüssige Energie in nutzlos herumliegende Fettreserven gesteckt. Ein anderes Manko ist die unbewusste Körpersprache, die sich nicht abstellen lässt und das gleichzeitige Fehlen eines angeborenen bewussten Verständnisses der Körpersprache. So ist man ein offenes Buch, hilflos jenen ausgeliefert, die die Körpersprache verstehen gelernt haben, und einen aushorchen und manipulieren wollen.
Altern
Schon mit der Pubertät beginnt der Niedergang. Man beginnt völlig sinnlos zu stinken und es sprießen überall glanzlose, krause Borsten, die wegen der Oberflächenvergrößerung den Gestank noch verstärken. Die Haut wird matt, schlaff und fleckig. Die Wenigen, die nicht von Geburt an eine unansehnliche Missgeburt sind, werden bald zu unproportionalen Fleischkolossen mit entstellten Fratzen. Bei jedem zusammenhanglosen Anlass begehen die Hirnzellen kollektiven Suizid. Neben der Intelligenz verfallen auch Lebenslust und Begeisterungsfähigkeit. Die anfangs neue und aufregende Welt wird zur Gewohnheit. Neugier und Freiheitsdrang wandeln sich in Routine und eingefahrene Denkmuster. Als Erwachsener muss man sich mit zahllosen lästigen Problemen herumplagen, die den Verstand vergiften. Die meisten Erwachsenen verlieren all ihre Träume und leugnen alles Kindliche, werden aber auch nicht reif oder weise. Die Jugend welkt schnell, den größten Teil seines Lebens ist man eine verkalkte, verschrumpelte Mumie. Man wird zunehmend von Gebrechen geplagt, die einem selbst sowie seinen Angehörigen das Leben schwer machen.
Krankheiten
Ob kleine Zipperlein, die einen permanent piesacken, oder schlimme Schicksalsschläge, die einem das Leben ruinieren - Alle Krankheiten sind abscheuliche Feinde, deren Existenz restlos vernichtet gehört. Neben der strahlenden Selbstheilungskraft wird oft übersehen, dass es auch eine Selbstzerstörungskraft gibt. Körperliche Gebrechen sind abstoßend und verursachen psychische Belastung, psychische Belastungen schädigen wiederum den Körper. Man hat ja auch noch nicht genug Sorgen, da muss ein Problem natürlich gleich auf viele andere Bereiche übergreifen. Krankheiten können das Leben in unerträgliches Siechtum verwandeln, die den Tod als bessere Option erscheinen lässt.
Infektionskrankheiten
Ich bin sehr rassistisch gegenüber Krankheitserregern. Die dumme Natur hat den Parasitismus erfunden, aber das ist keine ligitime Daseinsberechtigung für dieses Ungeziefer. Sie gehören ausgerottet. Das ist aber äußerst langwierig, weil es kein kollektives Immunsystem gibt, das einmal entwickelte Antikörper an alle weiterreicht.
Erbkrankheiten
Erbkrankheiten, oder auch nur vererbte Krankheitsanfälligkeit beruht auf fehlender körpereigener Qualitätsprüfung der Keimzellen. Viele untaugliche Mutanten sterben zwar schon im frühen Embryonalstadium ab, aber etliche Krankheiten lassen die Leute heranreifen, nur um sie dann zu quälen. Längst bekannte Erbkrankheiten treten immer wieder auf, weil die Natur nichts lernt.
Fehlsichtigkeit, Zahnfehlstellungen
Die DNA ist zu doof, Augen und Zähne in die richtige Form zu bringen. Oder der Körper ist zu doof, Umwelteinflüssen entgegenzusteuern.
Autoimmunerkrankungen
Ein Körper, der unfähig ist, sich selbst von Schädlingen zu unterscheiden ist, wie dämlich kann man sein?
Karies
Natürlich wird das Maul von unerwünschten Parasiten bevölkert, die einem ihre zerstörerische Säure ins Maul pissen. Zähne sind auch noch so konstruiert, dass der Dreck in den ganzen Ritzen hängenbleibt, wo man schlecht zum Putzen rankommt. Wenn man zu gründlich putzt, schädigt das den Zahnschmelz. Wie man´s macht , ist´s falsch.
Demenz
Das Gedächtnis ist ohnehin unzuverlässig, es vergisst und verfälscht andauernd Erinnerungen und vergreift sich damit an einem wesentlichen Teil, der uns als Person ausmacht. Demenz ist eine unverzeihliche Gewalttat der Natur, eine Verstümmelung unseres Selbsts. Sie verwandelt geliebte Menschen in Fremde. Oft auch in abweisende, nervige, aggressive, verblödete Arschlöcher.
Krebs
Krebs setzt dem Ganzen die Krone auf. Alles verursacht Krebs, sitzen, stehen, liegen, die Sonne, die eigene Scheiße, fast jede chemische Substanz. Jedes Zwicken kann Krebs bedeuten und alle verrecken nur an Krebs. Krebs hier, Krebs da, Krebs dort. So ein penetranter Mist! Ärzte empfehlen den kompletten Körper zu amputieren, weil das Krebsrisiko 5000% beträgt, und wer immer noch hartnäckig ist, für den gibt es außerkörperlichen Krebs. Es ist ein schändlicher Tod, von den eigenen verräterischen Körperzellen gemeuchelt zu werden, diese Welt ist weder unser Zuhause, noch gastfreundlich. Sie fällt einem bei jeder Gelegenheit in den Rücken.
psychische Leiden
Das Problem mit der Psyche ist, dass deren Fehlfunktionen nicht als von außen kommender Schaden wahrgenommen werden, den man objektiv zu beurteilen und zu behandeln bereit ist. Es fühlt sich wie ein integraler Teil unserer Persönlichkeit an, und jedes Herumpfuschen an unserer Hirnchemie, um daran etwas zu ändern, fühlt sich wie ein Angriff auf unser Selbst an.
Schmerzen
Schmerzen sind angeblich ein Warnsignal. Das funktioniert bei kleinen Verletzungen, bei denen man sofort zurückweicht und die Wunde versorgt. Aber wenn es irgendwo wehtut, und man erst studiert haben muss und unbezahlbare Geräte und Medikamente braucht, um etwas dagegen tun zu können, wird es schon absurder. Eine jaulende Sirene bringt nicht viel, wenn kein Fehlerbericht und keine Reparaturanleitung mitgeliefert wird. Aber richtig idiotisch wird es, wenn man von der eigenen Alarmanlage außer Gefecht gesetzt wird, wenn die Schmerzen so stark sind, dass man sich am Boden krümmt und unfähig ist, etwas dagegen zu unternehmen. Positive Empfindungen verlieren schnell ihren Reiz, können sich bei Dauerfeuer sogar ins Gegenteil verkehren. An Schmerzen gewöhnt man sich nicht, selbst wenn man sowieso verreckt, die Sirene jault nutzlos weiter. Wenn man sich bewusst macht, dass Schmerzen vor der Erfindung der modernen Medizin oft zu unerträglichem Elend und Selbsttötungen geführt haben, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass die Natur mit der Entwicklung dieses "Warnsystems" auf ganzer Linie versagt hat. Ein unrühmlicher Nebeneffekt ist auch, dass die Schmerzfunktion Verbrechern vielfältige Foltermethoden in die Hand gibt. Und es gibt sogar Schmerzen, wenn man gar nicht krank ist, z.B. die berüchtigten Menstruationsbeschwerden. Das ist die reinste Verarsche.
Sterben
Zum Glück muss man nicht ewig in dieser Scheißwelt leben, aber das Sterben in seiner derzeitigen Beschaffenheit ist eine grausame und wahllose Vernichtung seitens der gefühllosen Natur, deren eiskalte Logik den Widerspruch von Selbsterhaltungstrieb und Vergänglichkeit mit zynischer Verachtung unserer Gefühle kreiert hat. Ein Leben voller Mühsal, um sich etwas aufzubauen, seinen Charakter zu formen, Fähigkeiten zu lernen, Erfahrungen und Erinnerungen zu sammeln und in einem Augenblick wird alles ausradiert. Mittels Nahtoderfahrungen verhöhnt uns die Natur noch in den letzten Augenblicken. Sie zeigen, dass ein Zustand vollkommener Glückseligkeit möglich ist und schmeicheln unserem tiefen Bedürfnis nach Geborgenheit, Sinn und Erkenntnis. Aber es sind nur Halluzinationen, die falsche Hoffnungen wecken. Es ist sogar wahrscheinlich, dass die schönen Gefühle erst im Nachhinein entstehen, wenn das Gehirn versucht, den Systemausfall zu interpretieren. Wenn man also nicht wiederbelebt wird und normal stirbt, ist der Tod vollends nutzlos und antiklimaktisch.
Anstatt sich sich sanft in Luft aufzulösen, muss der Abgang natürlich so würdelos und unästhetisch wie möglich sein. Es gibt 2 grundsätzliche Arten des Sterbens: Entweder man wartet in plagender Ungewissheit, dass man von Krankheit und Verfall dahingerafft wird, oder man hilft mit Gewalt nach. Neben der Seelenqual des Verlustes belästigt man seine Hinterbliebenen auch noch mit seinem hässlichen, versifften Kadaver, der teuer und aufwändig als Sondermüll entsorgt werden muss, während persönliche Wertsachen von Banausen und Aasgeiern geplündert oder achtlos entsorgt werden. Wenn du nicht gerade eine Berühmtheit bist, ist spätestens zweidrei Generationen später jede Spur, dass du jemals existiert hast für immer verloren. Der Tod ist eine Schändung jeder empfindenden Person.
anatomische Fehlkonstruktionen
Luftröhre neben Speiseröhre
Verschluckungsgefahr vorprogrammiert.
Zehe Zeh stoßen
Existieren nur, um sich daran zu stoßen. Sie treffen zielsicher immer das Mobiliar.
Zähne
Arschloch neben Fotze
Die größte Dreckschleuder des Körpers direkt neben der empfindichsten Prinzessin. Und dann muss frau ständig zur Vorsorgeuntersuchng rennen, weil die dumme Natur den Körper so selbstzerstörerisch konstruiert hat.
Hoden
Sämtliche Zellen können Körpertemperatur ab, auch Eizellen. Nur die bescheuerten Samenzellen brauchen aus einer Laune heraus Extrawürste, weshalb ihre Fabrik, die ebenfalls grundlos und völlig übertrieben schmerzempfindlich ist, in einem störenden und unästhetischen Sack außen hängt. Man fühlt sich wie ein Videospielboss, der extra eine Schwachstelle einprogrammiert hat.
Haarwuchs
Viele Tiere haben ein ansprechendes Felldesign, aber bei Menschen sieht die Körperbehaarung aus, als ob die Füllung rausquillt. Vereinzelte Inseln verfilzer Wolle ohne klar definierte Ränder, die Form und Farbgebung des Körpers verhunzen und eher wie Schmutzflecken aussehen. Man fühlt weder die Glätte der Haut, noch die eines Fells, sondern einzelne Haare verfangen sich zwischen den Fingern und ziepen. Die Haare auf dem Kopf wachsen völlig sinnlos ins Gesicht, Bärte wuchern den Mund zu. Arschhaare sind ein Auffangnetz für Scheiße, Achselhaare haben keinen Nutzen und stinken nur, Schamhaare sehen aus wie ein unförmiger Wollschlüpfer.
Das Schlechte dominiert
Es ist nicht alles schlecht in der Pseudorealität. Es gibt gute und schlechte Dinge in der Welt, aber die Welt an sich ist schlecht und gibt dem Schaden immer den Vorrang. Das macht die guten Dinge madig, weil sie nicht aus sich selbst heraus existieren und eine eigenständige Alternative zum Schlechten darstellen, sondern nur von Energie und Materie in ihrer Form gehalten werden, die den verderbten Naturgesetzen unterworfen sind.
ungerechte Kausalität
Unglück ist der der Grundzustand, der ohne Zutun immer vorhanden ist, zu dem alles von alleine hindriftet. Glück ist etwas, das erst erarbeitet werden muss und deshalb auch wieder kaputt gehen kann. In einer gerechten Welt sollten gute Taten zu guten Ergebnissen führen, schlechte Taten zu schlechten Ergebnissen und wenn man nichts tut, sollte auch nichts passieren. Doch in der Pseudorealität gibt es oft kein klar definiertes Gut und Böse. Was für den Einen nützlich ist, ist für den Anderen schädlich. Bei jedem Schritt, der auf den ersten Blick gut ist, muss man bedenken: Was sind die Nebenwirkungen? Leidet jemand anderes durch den Vorteil, den ich erlange? Ist der positive Effekt nur kurzfristig und schadet auf lange Sicht? Und nicht vergessen: Undank ist der Welten Lohn. Bei genauerem Hinsehen kann man kaum etwas tun ohne Risiken und Opfer. Und wenn man nichts tut, bleibt mitnichten alles wie es ist. Beziehungen muss man pflegen, Häuser muss man instand halten, Körper und Geist muss man trainieren, die Freiheit muss man verteidigen. Erst muss man schuften, um Dinge aufzubauen, dann muss man schuften, um sie zu erhalten. Immer muss man schuften für sein Wohl, aber für das Schlechte braucht man nur die Hände in den Schoß zu legen.
ungerechte Wahrscheinlichkeit
In der Regel gibt es nur eine oder wenige Möglichkeiten, etwas richtig zu machen, aber unzählige Möglichkeiten, es falsch zu machen. Da auch Nichtstun meist schädlich ist, und man immer nur eine begrenzte Anzahl Dinge tun kann, ist unabhängig davon, ob die Dinge, die man tut gut oder schlecht sind, allein durch die Tatsache, dass man unendlich viele Dinge nicht tut, die Wahrscheinlichkeit, Schlechtes zu bewirken unendlich viel größer, als etwas Gutes zu bewirken. Zudem muss man unabhängig von der tatsächlichen Auswirkung immer die schlechtestmögliche Reaktion seiner Mitmenschen mit einberechnen. Sie werden selbst gute Absichten miesmachen und alles sabotieren.
Die Vergänglichkeit hat immer das letzte Wort
Am Anfang eines Lebens erscheint die Welt voller Möglichkeiten. Unbekümmert richten wir uns in dieser Welt ein und investieren Emotionen in ihre vergänglichen Dinge, die uns dann gnadenlos entrissen werden. Wir bekommen die Gelegenheit, etwas aufzubauen, nur um dann umso tiefer zu fallen. Positive und negative Dinge sind gleichermaßen vergänglich. Vergänglichkeit wird aber eher mit dem Vergehen von Gutem assoziiert, weil vergangenem Schlechten niemand nachtrauert. Wenn wir Freude und Leid gegeneinander aufwiegen, vergleichen wir nicht die Gesamtzahl der jeweiligen Ereignisse, sondern wir denken an ein spezifisches positives Ereignis und vergleichen dessen Gewinn, der zeitlich begrenzt ist, mit dessen Verlust, der ewig und irreversibel ist. Es gibt keine Garantie auf Liebe im Leben, aber die Garantie, dass geliebte Menschen verrecken. Die Liebe und die Hoffnung ketten uns an das Leben, aber die Verlustangst verhindert es, die Freude entspannt genießen zu können. Wir sind viel mehr damit beschäftigt, über Gefahren zu grübeln und Probleme zu bekämpfen, weil diese viel größeren Einfluss haben, als das bisschen Freude, das wir dem Leben abtrotzen können. Man bekommt immer gesagt, man müsse über Tiefschläge hinwegkommen und weitermachen. Das wäre auch sinnvoll, wenn es am Ende wirklich etwas zu gewinnen gäbe. Aber man zögert das Unvermeidliche nur hinaus, muss immer neue Hürden nehmen und auf immer mehr verlorene Dinge zurückschauen. Am Ende siegt immer die Vernichtung und alles Gute wird vergessen sein, als hätte es nie existiert.
fragile Psyche
Es heißt, das Lebensglück werde zum Großteil vom eigenen Denken bestimmt. Es heißt auch, die ersten Lebensjahre seien die Prägendsten. Folglich entfalten die eigentlich geringverantwortlichen äußeren Einflüsse ihre größte Wirkung in der Zeit, in der ein Mensch ihnen am schutzlosesten ausgeliefert ist, in der man noch kein gefestigtes Weltbild aufgebaut hat, um sich gegen schädliche Einflüsse zu verteidigen. Keine rosarote Brille, keine selbstbetrügerischen Mantras mit denen man sich das Leben schönredet, selbst die kleinsten der schlechten Vorbilder treffen einen mit geballter Wucht und ruinieren einem nachhaltig das Lebensgefühl. Kindererziehung ist eine Gratwanderung, man kann es eigentlich nur verkehrt machen. Ist man zu streng, missrät die Brut, ist man zu lasch missrät sie auch. Ja, sogar wenn du deine Kinder aufrichtig lobst, musst noch darauf achten, wie genau du es formulierst, damit sie sich angespornt fühlen, anstatt sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Du kannst in gutem Willen unendlich viele Fehler machen. Die Psyche saugt Negativität wie ein Schwamm auf, jeder Fehler brennt sich unauslöschlich ins Unterbewusstsein ein. Zerstören ist einfach, reparieren so gut wie unmöglich. Unter diesen Voraussetzungen Kinder in die Welt zu setzen, ist ein verwerflicher Akt.
Die Bremse des Fortschritts
Die Lebensspanne der Menschen ist begrenzt. Hat eine Generation aus ihren Fehlern gelernt, stirbt sie aus, und die Neue muss wieder alles von vorne lernen. Zwar ermöglicht die organisierte Sammlung und Weitergabe von Wissen einen gewissen Fortschritt, doch Erfahrung kann nicht gelehrt werden. Je weiter die Missetaten der Alten in die Vergangenheit rücken, umso leichter werden ihre Fehler verkannt und erneut begangen. Zudem lässt der alltägliche Kampf ums Überleben neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in den Hintergrund rücken. Das schnelle Geld erscheint immer dringlicher, der noch eben so röchelnde Status Quo als sicherer, als sich um grundlegende Veränderungen zu kümmern, die das Leben langfristig besser machen. So zieht sich der Fortschritt endlos in die Länge und ein paar zurückgebliebene Fanatiker oder Naturkatastrophen reichen, um alles wieder ins finstere Mittelalter zurückzustürzen. Selbst wenn es den Menschen gelingt, aus der Geschichte zu lernen, ist es kein angemessener Preis, dass sie immer erst richtig auf die Fresse fliegen müssen, um etwas zu kapieren, denn es trifft ja nicht nur die, die es nötig haben. Am Meisten leiden immer die Schwachen und Unschuldigen.
Die Lüge von der Balance
Etwas aus dem Gleichgewicht zu bringen ist eine schlimme Sache. Wenn aber die Balance ein Mittelweg ist, sollte sie eigentlich nicht nur in eine Richtung fallen können, man müsste sie in Richtung Positivität kippen können. Doch das geht nicht. Kippen ist immer schlecht, nur die Balance ist gut. Aber Balance kann per Definition nicht gut sein, sie ist Ausgleich von gut und schlecht. Wenn also die Balance das Beste ist, ist 50% Positivität das Maximum, und das ist wohlgemerkt nur der unwahrscheinliche Idealzustand, meistens ist ja alles aus dem Gleichgewicht. Man kann zwar theoretisch mehr als 50% Positives bewirken oder erleben, muss dann aber ein schlechtes Gewissen haben, weil ja am Ende die Gleichung aufgehen muss, und der negative Überschuss irgendwo anders abgewälzt wird.
Kein Entkommen vor der Unterwerfung
Wer die unfairen Spielregeln des Lebens akzeptiert und das Beste daraus macht, ist ein serviler Opportunist, dem es nur gut geht, weil er sich der herrschenden Ordnung anpasst. Doch wer das Rückgrat hat, trotz aller Sinnlosigkeit die Naturgesetze zu hinterfragen und gegen die Anpassung zu rebellieren, muss sich vorwerfen, seinem Stolz und seiner Bequemlichkeit zu erliegen, anstatt etwas für sein Glück zu tun. Wie man sich auch entscheidet, man ist immer der Erniedrigte. Unsere Ansichten und Entscheidungen, was wir als unser Ich empfinden, ist nichts als ein willfähriger Lakai des Unterbewusstseins, das letztlich nur der Selbst- und Arterhaltung dient und im Notfall unsere Persönlichkeit dafür umgeht und überschreibt. Aber solange der Leidensdruck nicht groß genug ist, verharrt es in seinen festgefahrenen Denkmustern. Wir sind gefangen in einem Körper, beherrscht von einem Programm, ausgesetzt in einer unkontrollierbaren Welt. Unser Wachbewusstsein ist zu einem passiven Beobachter degradiert, der der Täuschung unterliegt, Herr über sich selbst zu sein.
Zwang führt zu mehr Zwang
Da die natürlichen Zwänge wie geistige Isolation und begrenzte Ressourcen zu Gier, Neid und Verständnislosigkeit führen, kommen manche auf die Schnapsidee, man müsste den Leuten nur ein Patentrezept für Wohlstand und Glück aufzwingen. Damit wird die Gier, der Neid und die Verständnislosigkeit von der persönlichen Ebene auf eine Gesellschaftliche gehoben. Persönliche Probleme kann man theoretisch noch selber beheben, doch wenn der Irrsinn verstaatlicht wird, ist die Kacke am dampfen. Die Natur ist schon schlimm genug, dann wird man auch noch von Dingen wie Wirtschaft, Politik und Religion geknechtet.
Trügerische Statistik
Statistisch gesehen geht es uns besser als je zuvor. Armut, Krankheit und Kriege sind im Schnitt immer weiter zurückgegangen. Das heißt aber nicht, dass das der natürliche Trend ist. Es ist nur eine Schwankung in der Statistik, die auch wieder vorüber geht. Unser Wohlstand ist nur auf Pump gebaut, auf dem Rücken der Armen und der Umwelt. Die Natur lauert nur darauf, es uns heimzuzahlen. Irgendwann kollabiert das fragile Gebilde der Zivilisation und das Elend wird umso größer (siehe Balance). Außerdem schert sich das Individuum nicht um Statistik. Unser isolierter Geist hat keinen Vergleich zu dem Leid anderer Orte und Zeiten, wir sehen nur unsere eigenen Probleme. Wenn ein Problem gelöst ist, suchen wir uns ein Anderes, und dem Gehirn ist es egal, ob es sich um echte existentielle Bedrohungen oder Luxusproblemchen handelt. Es zieht aus jeder Situation das größtmögliche Leid. Dass die Evolution es für nützlich hielt, einen von Sorgen dominierten Verstand zu entwickeln, sagt einiges über die wahre Beschaffenheit der Welt aus.
Die Welt gibt den Bösen Recht
Geschichten, in denen die Liebe als magische Kraft verklärt wird, die alles überwindet, erfreuen sich großer Beliebtheit. Bis auf ein paar statistisch zu erwartende Einzelfälle hat die Liebe der grenzenlosen Schlechtigkeit aber nichts entgegenzusetzen. Die Naturgesetze kennen keine Menschenrechte. Sie verleihen der Gewalt ihre verführerische Durchsetzungskraft, die von Verbrechern dankbar angenommen wird. Während freiheitliche Kräfte durch stetiges Erklären und Vermitteln ausgebremst werden, setzt sich Gewalt und Unterdrückung einfach über alles hinweg. Diejenigen, die weise Anführer wären, haben meist kein Interesse, über Andere zu herrschen. Die Spitzenpositionen fallen logischerweise jenen in die Hände, die nach Macht streben, und das sind überdurchschnittlich oft Narzissten und Psychopathen, die Andere zu manipulieren verstehen und keine Skrupel haben. Sie sind es, die von Krisen profitieren und diese schüren, während rechtschaffene Leute darunter leiden. Sie infizieren die Welt mit ihren Lügen, ihrem Hass und ihrer Hetze. Gute Vorbilder und Appelle sind nutzlos gegen diese Verderbtheit. Die natürlichen Umgangsformen mit Gefahren sind Kampf oder Flucht. Doch diese Reaktionen sind in der modernen Welt nicht mehr angemessen. Erstere führt in eine eskalierende Gewaltspirale, letztere zur Machtübernahme der Despoten. Gewalt ist keine Lösung, keine Gewalt aber auch nicht. Konstruktive Lösungen sind für das menschliche Gehirn äußerst schwierig, aber selbst wenn du noch so edle Prinzipien verinnerlicht hast, wird dich die Welt eines Tages so in Bedrängnis bringen, dass du selbst versucht bist, böse zu werden.
Opfer werden zu Tätern
Bei jedem Leid, das geschieht, haben wir das Bedürfnis, einen klaren Schuldigen zu ermitteln und ihm eine gerechte, befriedigende Strafe zukommen zulassen. Selbst bei Unfällen und Naturkatastrophen werden Sündenböck gesucht, denen man aufgrund schlechter Planung die Verantwortung anlasten kann. Geschichten vom personifizierten Bösen und bartzwirbelnden Superschurken sind Ausdruck dieses Bedürfnisses. Doch reale Täter sind immer auch Opfer. Sie wurden unschuldig geboren und durch prekäre soziale Verhältnisse und ungünstige psychische Veranlagungen zu Tätern gemacht. Sie sind nicht böse, weil sie gerne böse sein möchten und ein Reich der Finsternis anstreben, sondern weil sie aufgrund äußerer Umstände böse Taten für notwendig halten, weil sie ihre Taten fälschlicherweise für gerecht halten, oder weil sie unfähig sind, die Konsequenzen einzuschätzen. Leute, die viel Gewalt erlitten haben, wissen selbst am besten, wie beschissen das ist und man sollte meinen, sie würden es danach besser machen. Aber die Natur sorgt dafür, dass sie dieselben Umgangsformen anwenden oder sich immer wieder gewalttätige Partner suchen. Die Natur macht uns zu irrationalen, triebgesteuerten, verblendeten Idioten. Sie schürt in uns Hass und Rachegelüste, aber auch wenn diese angesichts eines grausamen Täters angebracht sind, verursacht jede Strafe zusätzliches Leid, das nicht in Bezug zur ursprünglichen Untat steht.
Das Persönlichkeitsdiktat
In deinem Kopf sitzt ein kleiner Schnellrichter. Solltest du es wagen, die von der Natur vorgeschriebene Lebensart zu missachten, straft er dich mit Krankheiten, Unglück, Depression und erhöhter Sterblichkeit. Bist du hingegen artig und tust genau das, wozu du konstruiert worden bist, dann belohnt er dich mit einem Bonbon voller Glückshormone. Der Richter lässt sich zeitweise bestechen, doch nur um es dir danach vielfach heimzuzahlen. Willst du dir dein Glück über abweichende Tätigkeiten und Substanzen erschleichen, wird er dich mit Suchtkrankheiten und all ihren Folgen strafen. Dabei sind die Persönlichkeitsanforderungen selbst nichts anderes als vorinstallierte, unheilbare Süchte.
Das Diktat, körperliche Aktivität zu mögen
Du bist unsportlich und genießt gerne die Annehmlichkeiten der Zivilisation? Schuldig! Du bist ein Tier, das für das Leben in der Wildnis konzipiert ist. Die Evolution hält mit dem technischen Fortschritt nicht Schritt. Du musst deine Zeit für Gehampel opfern, du musst körperlich malochen und auf deine Ernährung achten, sonst wirst du fett, gebrechlich und schwach. Du kriegst Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs. Und selbstredend schlägt Bewegungsmangel auch auf die Psyche.
Das Diktat, geistige Herausforderungen zu suchen
Du lässt gerne die Seele baumeln und willst dich nicht dauernd stressen um dein Gehirn fit zu halten? Schuldig! Du musst deine Synapsen mit der Peitsche antreiben, du musst dich aus deiner Komfortzone quälen, sonst wirst du mit Verblödung und Demotivation bestraft, auch deine bisher aufgebauten Synapsen werden dir geraubt, damit es dir immer schwerer fällt, etwas zu unternehmen. Und dann lautet dein Urteil Depression und Demenz.
Das Diktat, lebenstaugliche Interessen zu haben
Du interessierst dich für müßige Dinge und hast mit nützlicher Arbeit nicht so viel am Hut? Schuldig! Niemand sucht sich seine Vorlieben und Abneigungen bewusst aus, und doch wirst du allein dafür verantwortlich gemacht. Wenn deine Interessen nicht mit den fremdbestimmten Anforderungen des Lebens übereinstimmen, wirst du immer ein unerfülltes Dasein fristen und im schlimmsten Fall lebensuntauglich sein.
Das Diktat, die richtige Ausstrahlung zu haben
Du bist introvertiert, pessimistisch oder hast irgendwelche Macken? Schuldig! Man wird dir sagen, du sollst authentisch sein, aber nur solange deine Authentizität zufällig der eines geselligen Optimisten entspricht, der sich selbst zu vermarkten weiß, sonst findest du keine Freunde, keine Liebe, keinen Sex, keinen Job, keine Hilfe und bist dem Untergang geweiht.
Das Diktat, soziale Kontakte zu haben
Du bist ein Einzelgänger und könntest gerne auf Freunde verzichten? Schuldig! Auch wenn du Menschen hasst, die Natur gönnt dir nicht, alleine glücklich zu werden. Sie hat dich dazu verdammt, ein soziales Wesen zu sein. Dies ist noch schlimmer als die anderen Diktate, weil es abhängig von unzuverlässigen anderen Menschen ist. Selbst wenn du willig bist, die anderen werden dich ablehnen, wenn du nicht exakt den Anforderungen entsprichst. Du wirst mit steigendem Risiko für alle Krankheiten der Welt bestraft.
Das Diktat, dein Schönheitsideal an die Realität anzupassen
Du hast ein ausgeprägtes ästhetisches Empfinden? Schuldig! Die Natur steckt dich und Andere in makelbehaftete Körper, und du musst kritiklos annehmen, was man dir vorwirft. Da niemand etwas für sein Aussehen kann, ist ein feiner Geschmack automatisch eine Diskriminierung aller, die unverschuldet hässlich sind, und du bist mitverantwortlich für die Förderung eines krankhaften Schönheitskultes. Also gib dich mit Mittelmäßigkeit zufrieden!
Das Diktat, Vertrauen zu haben
Du hast kein Vertrauen in die Welt? Schuldig! Ohne dass dir die Welt auch nur die geringste Vertrauenswürdigkeit entgegenbringt, wird das sogenannte Urvertrauen einfach vorausgesetzt. Dieses Wort klingt schon wie hirnlose Blauäugigkeit, mit der du blind ins Verderben rennst. Aber ohne das wirst du mit Verzweiflung, Depression und erhöhtem Demenzrisiko bestraft. Hast du Vertrauen, wird die Welt keinesfalls aufhören, dich mit Tiefschlägen zu peinigen, was uns zum nächsten Punkt führt:
Das Diktat, resilient zu sein
Du bist sensibel und kein Kämpfertyp? Schuldig! Du musst hart und abgestumpft sein. Wer nicht immer wieder aufsteht, immer wieder den gleichen Fehler begeht und auf das Leben baut, das einem am Ende sowieso alles nimmt, lädt große Unattraktivität auf sich und wird ohne Mitleid liegengelassen. Doch wer Resilienz als Tugend preist, redet in Wahrheit nur einer Diktatur nach dem Munde, die verlangt, über all ihre Untaten großzügig hinwegzusehen und dich andernfalls ins Unglück stürzt.
Das Diktat, auf eigenen Beinen zu stehen
Du bist wohlbehütet aufgewachsen und hast es dir im Hotel Mama gemütlich eingerichtet? Schuldig! Man wird dich faul und verwöhnt schimpfen. Du wirst mit Unselbständigkeit und erlernter Hilflosigkeit bestraft und deinen Eltern wird ihre gute Absicht zum Vorwurf gemacht. Das Leben wird dich ohne Gnade aus deiner Geborgenheit reißen und dir alle geliebten Menschen nehmen. Es zwingt dich, all den lästigen Mist zu lernen, um alleine in der Wildnis zu überleben.
Das Diktat, loszulassen
Du hängst an deinen Beziehungen, Habseligkeiten und an deinem Leben mit all seinen Errungenschaften? Schuldig! Wer zu sehr an die materielle Welt klammert, wird unter jedem Verlust extrem leiden. Manche sagen, das Loslassen zu üben würde einen freier und glücklicher machen. Doch was für eine Freiheit ist das, wenn man nicht mal seine eigene mühsam erkämpfte Existenz sein Eigen nennen darf und einem vorgeschrieben wird, auf welche Weise man denken und lieben darf? Dies ist nichts, als ein weiterer Zwang, seinen eigenen Willen an die äußeren Zwänge anzupassen und sich selbst über seine Gefühle zu belügen.
Das Diktat, den vorgeschriebenen Weg zu gehen
Du willst dich weiterentwickeln und dein Leben selbst in die Hand nehmen? Pustekuchen! Dazu musst du so viele Bedingungen und Umwege in Kauf nehmen, dass du am Ende schwerlich behaupten kannst, deinen eigenen Weg gegangen zu sein. Zuerst musst du ein positives Mindset haben, mit dem du dir einredest, aus eigener Kraft etwas erreichen zu können. In Wahrheit ist dies die totale Unterwerfung unter die Gesetze der Kausalität und des Marktes, damit du klaglos tun kannst, was getan werden muss, anstatt was du willst. Als nächstes musst du deine Zeit damit verschwenden, Nebensachen zu lernen. Finanzexpertise und soziales Netzwerken sind wahrscheinlich nicht deine eigentlichen Ziele, aber Vorbedingung für alles andere. Wenn du irgendwann nicht mehr von der Gnade deines Vorgesetzten abhängig bist, bist du stattdessen abhängig von der Gnade deiner Kunden. Du wirst hart arbeiten müssen, ein langer Leidensweg, bevor du die Früchte deiner Mühen ernten kannst. Es sei denn, du akzeptierst den Weg als Ziel und das Leid als Freude, weil die Welt dir keine andere Wahl lässt. Wenn du dein Ziel erreicht hast, gönnt dir deine Psyche nur eine kurze Freude und du brauchst ein neues Ziel, für das du dich abrackern kannst. Aber du bist inzwischen so abgehärtet, dass dir das gar nichts mehr ausmacht. Dann endlich darfst du dir auf die Schulter klopfen und sagen, du seist Herr über dein eigenes Schicksal. Aber in Wahrheit hast du dein Leben lang nur Kompromisse gemacht, genauso, als hättest du den einfachen Weg gewählt. Vielleicht belohnt dich die Welt für die Schinderei, doch es ist längst nicht mehr der Traum, den du einst hattest, sondern nur eine Abfindung dafür, dass du jemand Anderes geworden bis.
Das Diktat, dankbar zu sein
Selbst wenn du alle Anforderungen erfüllst, reicht das der Natur nicht. Du musst auch noch dankbar dafür sein und es als richtig empfinden. Tue so, als wäre alles eitel Sonnenschein, was dir das Leben zu Wucherpreisen verkauft und verkläre die Schattenseiten zu "Chancen" die dir die ach so gütige Natur gewährt, um an ihnen wachsen zu dürfen! Wenn du deine angebliche Gedankenfreiheit nutzt und zu viel über Negatives nachdenkst, dann wird der Richter diese Gedanken zu deinem Kerker und zu selbsterfüllenden Prophezeiungen machen. Die Natur wird von sich aus nichts unternehmen, um dich aus diesem Zustand zu retten. Sie wird dich immer weiter zerstören, solange du dich nicht entschließt, das Diktat anzuerkennen und dich unter den Qualen der Selbstverleugnung zurückkämpfst.
Die 2 Grundsätze der Psychologie
Die menschliche Psyche lässt sich auf zwei grundlegende Prinzipien herunterbrechen, die sich stets gegen einen selbst richten:
Selbst ist der Depp
Die 1. Grundregel besagt, dass du immer selber schuld bist und selbst wenn du es nicht bist, musst du es ausbaden. Die Natur wird sich nie bequemen, einen Fehler zuzugeben und die Verantwortung immer auf dich abwälzen. Wenn du unter irgendetwas leidest, liegt es immer nur an deinem negativen Denken, nie an der offensichtlichen Schlechtigkeit der Welt. Die Fehler der Anderen sind nur deine eigenen projizierten Schwächen. Und wenn tatsächlich Andere an deinen psychischen Problemen Schuld sind, musst du dennoch selber alles aufarbeiten. Dann musst du es akzeptieren, verzeihen, darüber hinwegkommen, immer musst du dich selbst verraten und dich der Welt beugen.
Immer das Gegenteil
Die 2. Grundregel besagt, dass die Wahrheit immer das Gegenteil von deinen Überzeugungen ist und um deine Defizite zu überwinden, du immer das tun musst, was du gerade am allerwenigsten tun möchtest. Wenn du irgendetwas hasst oder davor Angst hast, musst du dich damit auseinandersetzen. Wenn du träge und bocklos bist, musst du erst recht aktiv sein. Wenn du idealistisch bist, wirst du immer enttäuscht werden und du musst die Gegenseite akzeptieren. Sobald sich ein Wunsch erfüllt, bist du unzufrieden und willst wieder etwas ganz anderes. Auch wenn du jemandem mit psychischen Problemen helfen willst, ist das logisch Naheliegenste immer genau falsch und verschlimmert die Situation nur. Negativen Persönlichkeiten wird geraten, die Nähe zu positiven Leuten zu suchen, während man den Positiven rät, negative Menschen zu meiden.
Das Böse ist sinnlos und illegitim
Versuche, das Schlechte in der Welt zu rechtfertigen, gibt es einige. Egal welche Ausreden man erfindet, es sind Zirkelschlüsse, die auf der Logik der gleichen Naturgesetze beruhen, die die Schlechtigkeit verursachen. Ob Schlechtigkeit nun real oder eingebildet ist, ob vermeidbar oder unabwendbar, ob gerecht oder ungerecht, ob absolut oder realtiv, spielt keine Rolle. Die Wahrnehmung von Leid existiert, und das widerspricht dem Willen jedes empfindenden Wesens. Die guten Seiten des Lebens entschuldigen nicht die Schlechten. Ein Massenmörder bleibt ein Massenmörder, auch wenn er ab und zu mal eine Gute tat vollbringt. Wir sollten bei der Natur keinen anderen Maßstab anlegen, als bei jedem anderen verbrecherischen System.
Dualismus und falsche Demut
Die Natur funktioniert. Allein deshalb meinen selbstgefällige Masochisten, sie wäre perfekt und gerecht. Leid und Verlust werden als unweigerlicher Bestandteil des Lebens schöngeredet. Die Herausforderungen würden das Leben erst interessant machen und man würde daran wachsen. Wenn wir alle Wünsche erfüllt bekämen, würden wir zu verwöhnten, dekadenten Arschlöchern werden. Es mag stimmen, dass ein allzu leichtes Leben korrumpiert, doch wir sollten bedenken: der Mensch ist nur deshalb schlecht, weil die Welt schlecht ist.
Die Beschaffenheit unseres Gehirns und wie es auf Reize reagiert ist das evolutionäre Ergebnis einer Umwelt, in der Mangel und Gefahr der Normalzustand sind. Freude dient der Motivation, Leid der Meidung von Gefahren. Ist eine Gefahr erfolgreich überwunden, führt dies zu Erleichterung und größerer Wertschätzung der guten Zeiten. In Zeiten des Überflusses kommt dieses System aus dem Gleichgewicht. Die Empfindung von Freude stumpft ab, wir brauchen immer extremere Stimulation. Dass Freude nur in Relation zu Leid wahrgenommen werden kann, wird dann als universelle Wahrheit dargestellt.
Aber nehmen wir einmal an, die Welt wäre freundlich. In einer Welt ohne Mangel und Gefahren wäre es nicht nötig zu lernen, mit Leid umzugehen und die Abstumpfung von dauerhafter Freude wäre überflüssig. Wenn man ewige Freude an derselben Sache haben könnte, würde die Motivation, neue Freudenquellen zu erschließen, wegfallen. Es stimmt durchaus, dass Probleme den Anreiz für Fortschritt und Veränderung liefern. Doch müssen wir hier differenzieren. Herausforderungen sind dann anregend, wenn man die Chance zur Offensive hat. Das bedeutet, dass die Grundversorgung gesichert ist und darüber hinaus eine Aussicht auf anhaltende Verbesserung besteht. Doch meistens sind wir in einer hoffnungslosen Defensive gefangen, nur damit beschäftigt, eine Verschlechterung zu bekämpfen und das Risiko, alles zu verlieren, überwiegt. Die meisten Probleme bereichern uns nicht, sondern behindern und zermürben uns. Die Wenigsten haben das Bedürfnis, ihren Charakter in die Richtung zu entwickeln, herbe Schicksalsschläge aushalten zu können.
Aus diesen Gründen beruht die angebliche Notwendigkeit von Leid nur auf der Existenz von sich selbst. Die totale Abschaffung des Leids würde auch das Leiden an zu viel Freude beinhalten.
Schöpfer der eigenen Realität
Die Anhänger dieses Mythos behaupten, unsere negativen Gedanken und Bewertungen würde die Welt so schlecht erscheinen lassen, wir sollten doch gefälligst alles positiv sehen. Wenn wir nur unsere Meinung und unser Verhalten anpassen, kann wohl kaum die Rede davon sein, die Realität zu verändern. Die Tatsache, dass sich die Realität nicht unseren Wünschen anpasst zeigt, dass die geistige Schöpferkraft Einschränkungen unterliegt. Sollten diese Einschränkungen tatsächlich nicht von der Außenwelt kommen, sondern im Interesse eines unbewussten, höheren Selbsts liegen, wäre das Problem nur um ein Glied in der Kausalkette verlagert. Welchen Anlass sollte das höhere Selbst haben, seine Inkarnation zu quälen, wenn es frei entscheiden könnte und es keine äußere Notwendigkeit dafür gäbe? Die Naturgesetze haben kein Bewusstsein, keine Gefühle, keine Bedürfnisse. Wir schon. Wir sind die Leidtragenden, und dennoch sind es nicht wir, die die Welt, in der wir leben müssen, gestalten dürfen, sondern wir müssen uns Regeln von einer gefühllosen Maschine diktieren lassen, die selber gar nichts davon hat, so beschissen zu sein.
der Leistungsgedanke
Wie bereits erwähnt, sorgt die ungerechte Kausalität dafür, dass man für sein Wohl schuften muss. Anstatt die Schuld im System zu suchen, postulieren manche daraus eine Grundschuld des Lebewesens, das sich beweisen müsse, um sich das Gute zu verdienen. Dies äußert sich vor allem in wirtschaftlichem Leistungswahn und religiösen Konzepten wie göttlicher Prüfung oder Karma. Wir wurden weder bei der Gestaltung der Naturgesetze mit einbezogen, noch haben wir eine Einverständniserklärung unterzeichnet. Wir schulden der Welt gar nichts. Es ist offensichtlich, dass sich die Verteilung von Freude und Leid nicht unmittelbar nach gutem und schlechtem Handeln richtet. Selten werden Entscheidungen aus böser Absicht getroffen. Wir tun, was wir aufgrund unserer beschränkten Perspektive für richtig halten. Die Auswirkungen sind oft verzögert, unterschwellig oder werden von fremden Einflüssen korrumpiert und überlagert, sodass sie zu Trugschlüssen führen. Außerdem ist es ja nicht so, dass alle mit den gleichen Voraussetzungen ins Leben starten. Dinge wie das Umfeld, in das man hineingeboren wird oder bestimmte Krankheiten können wir nicht beeinflussen. Es gibt also von Vornherein Ungerechtigkeit, unabhängig von den eigenen Taten. Diese Dinge mit kollektiver Schuld oder Schuld in einem vergangenen Leben zu begründen ist idiotisch. Wenn Vergehen und Strafe nicht erkennbar zusammenhängen, kann es keinen Lerneffekt geben. Es wäre nichts weiter als sinnlose Rache.
Die vier Stufen zum Bezwingen des Übels
Gerade noch davor gewarnt, präsentiere ich nun das Patentrezept gegen alle Probleme. Natürlich wird es nicht funktionieren, weil dies nicht die Pseudorealität wäre, wenn Hoffnung realistisch erschiene.
Das Übel erkennen
Die Wurzel allen Übels ist der Zwang und das Wesen allen Übels ist das Leid. Wo lebendes Bewusstsein von Zwängen geplagt wird, entsteht Leid. Verschiedene Kräfte prallen aufeinander, und wo sie sie keinen konstruktiven Weg finden, setzt sich die stärkere Kraft gnadenlos über die Schwächere hinweg. Oft haben beide Parteien berechtigte Ansprüche, es scheint jedoch unmöglich, dass sich alles gleichzeitig und für immer frei entfalten kann. Auch dies ist ein Zwang, der Zwang zu Kompromissen. Die Natur rollt mit Krankheit, Tod und Zerstörung über uns hinweg und all ihre Taten bleiben ungesühnt. Sie zwingt uns zur Akzeptanz. Das Böse tritt nicht personifiziert und vom Guten getrennt auf, es verkriecht sich feige und vermischt sich unauflöslich mit dem Guten. Es befällt die Gehirne potentiell guter Menschen und benutzt sie als menschlichen Schutzschild, denn man kann sie nicht töten, ohne auch die guten Anteile zu töten und damit wieder neues Leid zu verursachen. Wir sind gezwungen, das Böse mit langwierigen und umständlichen Methoden kleinzuhalten, niemals können wir es wirklich besiegen. Das ganze Leben sind wir gezwungen, uns alles von den erpresserischen Naturgesetzen gefallen zu lassen. Wer sich der Kausalität fügt und sein Fähnchen nach dem Wind hängt, scheint glücklich leben zu können. Doch das ist nur ein Scheinfrieden. Wir wollen das Glück jenseits der Linientreue erreichen. Die "Realität" ist das Reich des Böses, doch in der Phantasie ist alles möglich, dort kann das Böse offen bekämpft werden.
Das Übel bekämpfen
Die Phantasie ist der Pfad zur Freiheit. Träume, Spiele, Kunst und Geschichten eröffnen uns Welten, die so viel besser sein können als die "Realität". Die Phantasie ist die rechtmäßige Realität, die sich über alle Zwänge hinwegzusetzen hat. Sie soll das Böse austreiben, vom Guten isolieren und in angreifbare Körper bannen. Das Böse soll aus seinem Versteck herausgerissen werden und sich der Verantwortung stellen. Es soll wie wir spüren können, was es heißt ohne Chance auf Entkommen in einem vergänglichen Stück Fleisch gefangen zu sein, wehrlos den Gewalten ausgeliefert. Es soll sich bewusst werden, wie es vom ganzen Universum gehasst wird, wie falsch und nutzlos seine Existenz ist. Dazu setzen wir seine eigenen Mittel gegen es ein: "Ein Unglück kommt selten allein".
Alles Schlechte zieht einen Domino-Effekt nach sich, eine lange, kausale Blutspur, die wir aufnehmen und umkehren. Dieser Leidspiegelfluch lässt das Leid zum Verursacher zurückfließen, welcher alles, was er je verschuldet hat am eigenen Leib erlebt. Jede Angst, jeder körperliche und psychische Schmerz, jeder Verlust, jede Trauer, Wut und Verzweiflung, jede Hilflosigkeit, all das in voller Ausdehnung des Lebens jedes einzelnen Opfers stürzt auf das personifizierte Böse herab und tötet es in unermesslicher Qual. So können wir reinen Gewissens wahrhaft erfüllende Rache nehmen, denn wir vernichten kein dem Bösen verfallens Lebewesen, sondern den Zwang und das Leid selbst.
Das Übel ignorieren
Ignorieren bedeutet keinesfalls, das Leid zu akzeptieren. Das Leid ist mit jeder Faser unseres Seins zu verachten und verdient nicht das geringste Zugeständnis. Doch während wir auf Stufe 2 noch viel zu viel Zeit und Energie für die Beseitigung dieser schändlichen Entität opfern mussten, gehen wir nun zur passiven Vernichtung über. Wir schenken dem Feind keine Beachtung mehr und gehen ungestört unseren Lüsten nach. Die Macht der Phantasie wird einen Schutzschild um uns errichten, der uns vor jeder Verfolgung schützt. Kein Krankheitserreger, kein unerwünschtes Wesen, keine Waffe kann ihn durchdringen. Es kann auch eine Lichtbrechung eingeschaltet werden, die uns unsichtbar macht oder alle Angreifer ausblendet. So fühlen wir uns nicht mehr gestört. Das intelligente Kraftfeld weitet sich aus auf Dinge, die uns wichtig sind. So sind auch unsere Freunde, Familie und unsere Habe geschützt. Gelüstet es uns danach, ein Verbrechen zu begehen, tun wir es einfach. Es wird die Zeitlinie gespalten, sodass Täter und Opfer beide gleichermaßen zu ihrem Glück kommen. Der Schaden wird ausgelagert in eine Extradimension und per Leidspiegelfluch zu sich selbst zurückgeführt. Wir bestimmen die Kausalität unseres Handelns selbst und sind nicht mehr gezwungen, unser Leben auf Kosten anderer zu unterhalten. Soll der Zwang zur Abwechslung mal zurückstecken müssen und sich vergeblich abmühen, uns den Spaß zu verderben.
Dem Übel entrücken
Auf der letzten Stufe müssen wir uns überhaupt nicht mehr mit dieser unzulänglichen Welt herumplagen. Die Phantasie bildet eine sogenannte Panzerwolke. Das ist ein unzerstörbares Dimensionsfeld in welchem unsere Phantasie Realität wird. Unser persönliches Universum, mit dem wir eins werden und grenzenlose Freude erleben. Es bietet uns Geborgenheit, sowie Neuigkeiten und Herausforderungen in genau dem Maß, dass wir weder unter- noch überfordert sind. Wir schweben als in sich geschlossener Kreislauf, unabhängig von jeglichen äußeren Einflüssen durch das Gefüge. Die "Realität" kümmert uns höchstens noch als freiwillige Zerstreuung. Wir Erleuchteten können einander besuchen und Abenteuer erleben, während die Schlechtigkeit einsam und vergessen an sich selbst erstickt.