Letzter Wille und Testament von Schuschinus

Inhalt
Vor dem Verrecken
Seierfeier
Ich lege keinen Wert auf eine Feier, und es wird wahrscheinlich ohnehin niemand mehr da sein, um mich zu betrauern. Trotzdem schreibe ich meine Wünsche auf, damit ihr seht, was ich davon halte.
Dekoration
Ich will nicht, dass Ressourcen verschwendet werden für Dekoration, die sowieso gleich danach weggeschmissen wird. Aber wenn, dann will ich keine langweiligen Blumen, sondern Gruseldekoration: Schädel, Spinnen, Monstermasken usw. oder Spielzeug. Statt Schleifen sollen Sprüche auf Klopapier geschrieben werden.Kleiderordnung
Ich bin stets für persönliche Freiheit und Kleiderordnungen sind mir zuwider. Niemand soll sich genötigt fühlen, sich fein anziehen zu müssen. Wer das tun will, soll es tun, aber ich verurteile das Lästern über jene, die sich anders kleiden. Es entspräche meinem Humor wenn Leute in den "unangemessensten" Klamotten erscheinen. Möglichst schrill und bunt, aufreizend oder abgetragen und zerlumpt, sarkastisch und den Anlass spottend.Rede
Ich bin nicht religiös und es sollen keine religiösen Inhalte vorgetragen werden (vgl. Gesellschaftskritik/Religion). Ich bin gegen Unaufrichtigkeit, daher soll die Regel, dass man nichts Schlechtes über Tote sagt für mich nicht gelten. Die Rede darf auch gerne schwarzen Humor und Geschmacklosigkeiten enthalten.Musik
Musik hat keine allzu große Bedeutung für mich und ich habe keine bestimmten Wünsche (vgl. Schuschinus und Musik). Aber statt irgendwelcher unpersönlicher Standardbeerdigungsmusik sollen die Leute sich lieber meine Animationsfilme angucken.Entsorgung
Wenn Vorschriften für die Entsorgung von Leichen eine logische Begründung haben (Hygiene, Logistik usw.), kann ich das nachvollziehen. Aber Vieles beruht einzig darauf, dass Bürokraten und Traditionalisten sich anmaßen, allen ihre Vorstellung von einer Würde der Toten aufzwingen wollen. Wenn ich meine Knochen der Geisterbahn spenden möchte und mein Fleisch den Kannibalen, ist das allein meine Entscheidung. Wenn ich 100x umgebettet werde, stört das meinen verrottenden Kadaver nicht, aber wenn irgendein starrsinniger Schreibtischtäter, der mich nie kannte, mich bevormunden will, dann drehe ich mich im Grabe um. Das Gefasel von ungestörter Totenruhe ist der blanke Hohn, die Gräber werden irgendwann sowieso plattgemacht und aufs Neue verschachert.
Die horrenden Bestattungskosten sind eine Unverschämtheit. Die elenden Gauner bereichern sich an den Trauernden, die nicht in der Verfassung sind, sich ausführlich zu informieren und herumzufeilschen. Die Vorschriften beinhalten ohnehin viel zu viel unnötigen Schnickschnack, und die Bestatter packen noch hinterrücks unerwünschte Dienstleistungen drauf, die die Kosten sinnlos in die Höhe treiben. Eine Beleidigung sind auch die extrem kleinlichen und unbegründeten Vorschriften, wie man ein gab dekorieren darf. Deshalb schwanke ich zwischen verschiedenen, unvereinbaren Wünschen:
- die billigste Bestattung
Ich bin geizig, will die Bestattungsindustrie so wenig wie möglich unterstützen und keinem unnötig zur Last fallen. Aber dann lande ich in einem genormten Grab auf einem Friedhof. Dafür bin ich mir dann doch zu schade. - die individuellste Bestattung
Ich bin sehr individualistisch und will den spießigen Vorschriften trotzen. Mein Grab sollte ein exzentrischer Schrein der Kunstfreiheit sein, aber wenn man tot ist sinken die Chancen noch weiter, das durchzusetzen. - die friedlichste Bestattung
Ich will möglichst weit weg von bürokratischer Verwaltung sein. Dementsprechend wäre es am Besten, die Asche irgendwo hinzukippen, damit gar kein Grab existiert. Vorzugsweise im Weltraum, aber das ist natürlich wieder zu teuer.
Nachlass
Mein Nachlass gehört eigentlich in einem unterirdischen Klimabunker für die Nachwelt bewahrt und von Wissenschaftlern akribisch katalogisiert und mit weißen Handschuhen untersucht, die dann dicke Wälzer darüber schreiben und Dokumentarfilme drehen, was die Menschheit inspiriert und in eine neue Zeit des Friedens und der Feingeistigkeit führt. Aber das wird ja keiner tun. Bevor diese Schätze achtlos geplündert und auf den Müll geworfen werden, sehe ich sie lieber würdevoll vernichtet.
Zeichnungen
Am heiligsten sind meine Zeichnungen, die sich in Kartons befinden (6 Kartons mit Din A4 Blättern, 1Karton mit Daumenkinos, 1 Karton mit Din A3 Blättern). Diese Bilder sollen zusammen mit meinem Kadaver verbrannt werden, sodass sich die Asche vermischt und gemeinsam verstreut werden kann. Wenn beschissene Paragraphenreiter da etwas gegen haben, können die Bilder auch separat verbrannt und dazugestreut werden, aber keinesfalls in der Müllverbrennungsanlage mit all dem anderen Müll, sondern feierlich für sich alleine.digitaler Nachlass
Niemals sollen die Rechte an meinen Werken in die Hände gieriger Konzerne fallen. All meine öffentlich online geposteten Werke sollen für immer frei sein. Jeder darf sie speichern, kopieren, weiterverbreiten und weiterverarbeiten. Was nicht veröffentlicht wurde und nur auf persönlichen Datenträgern ist...Klemmbausteine
Meine kostbare, gepflegte Legosammlung ist viel zu schade, um sie zu verramschen.Plüschtiere
Meine einzig wirklichen Freunde will natürlich keiner mehr haben. Verfilzte und versiffte Textilien.sonstiges Spielzeug
Geldpiss
Der schnöde Mammon, um den es üblicherweise vorrangig in Testamenten geht, ist mir relativ egal. Geld ist nur ein Zahlungsmittel und hat keinen emotionalen Wert für mich. Wenn sich meine Verwandten im Streit um das Erbe gegenseitig die Augen auskratzen, sei es drum. Es ist aber ausdrücklich gegen meinen Willen, dass der Staat auch nur einen Cent in seine gierigen Klauen bekommt, aus prinzipiellem Protest gegen dessen Unverschämtheit. Eine annehmbare Option wäre auch, mein gesamtes Erspartes in Bargeld einzutauschen und zu verbrennen, als symbolischer Akt gegen die beschissene Geldvermehrung und die Inflation. Das Geld könnte auch gespendet werden an Open Source Software Projekte. Aber nicht an Wohltätigkeitsorganisationen, darum habe ich mich zu Lebzeiten nie geschert, es wäre heuchlerisch, nach dem Tod damit anzufangen.