Nervige Welt
Während die Artikel Pseudorealität und Gesellschaftskritik die gravierenden, lebensbedrohlichen Plagen behandeln, soll dieser Artikel dazu dienen, die kleinen, lästigen Dinge des Alltags zu beleuchten, die im Einzelnen nicht so schwerwiegend erscheinen mögen, aber in der Summe dennoch einen beträchtlichen Teil zur Minderung der Lebensfreude beitragen.Inhalt
Unfunze
Nicht funktionierende Technik ist so ein permanentes, aufdringliches Ärgernis, dass wir sie als personifizierten Dämon betrachten können. Funktionierende Technik ist eine feine Sache, die das Leben erleichtert und bereichert. Aber Technik beruht auf den unbarmherzigen, intoleranten und kleinlichen Gesetzen der Physik, die keine Fehler verzeihen. Ein kleiner Fehler kann ein ansonsten einwandfreies technisches System ausfallen lassen, aber natürlich kann niemals eine einzelne Richtigkeit einen Haufen Schrott zum laufen bringen. Das Schlechte dominiert, wie überall. Je komplizierter die Technik ist, umso fehleranfälliger ist sie.
Computer
Die Beziehung zwischen Mensch und Computer ist seit jeher missbräuchlich, zerrüttet und feindselig. Computer sind die unangefochtenen Könige der technischen Fehlfunktionen und ununterbrochen nach Aufmerksamkeit schreiende Jammerlappen. Kaum ein neu gekaufter Computer hat jemals auf Anhieb funktioniert. Besonders gerne warten sie, bis man Tage damit verbracht hat, seine Daten zu überspielen, alle Programme zu installieren und mühevoll die Einstellungen anzupassen, bevor sie einem offenbaren, dass ein schwerer technischer Fehler vorliegt, der eine Neuinstallation des Betriebssystems oder gleich einen Austausch des Gerätes erfordert, und man alles nochmal machen darf. Aber das tut man ungern sofort, zuvor kommt die Odyssee der Fehlersuche. So gut wie immer ist der Fehler einzigartig und nirgends dokumentiert. In Internetforen findet man nur die immergleichen oberflächlichen Lösungsvorschläge, die sowieso nichts mit deinem Problem zu tun haben oder unverständliches Technobabble. Du kannst alle Vorschläge der Reihe nach durchprobieren und garantiert nichts hilft. Worauf man sich aber immer verlassen kann ist, dass systemeigene Analysetools völlig nutzlos sind. Die sagen immer, es wäre alles in Ordnung, und wenn sie doch mal eine Fehlermeldung ausspucken, ist sie kryptisch und nichtssagend und der Text lässt sich nicht markieren, damit man es auch ja nicht in eine Suchmaschine kopieren kann, sondern per Hand abschreiben muss. Wer aber glaubt, ein Fehlercode würde einem den spezifischen Fehler nennen und zu einer spezifischen Lösung führen, irrt gewaltig. Genausogut kann man die Lottozahlen eingeben.Der Computer verschlingt Lebenszeit. Damit meine ich noch gar nicht jene Zeit, die man beim Konsum von Onlinemedien vergeudet, sondern die Zeit, die man warten muss, bis der PC in die Puschen kommt. Warten, dass er hochgefahren ist, warten, dass ein Programm öffnet, warten, dass eine Webseite lädt, warten, dass etwas gerendert wird, warten bei sich vordrängelnden Updates. Der Computer will jetzt ein Eis, egal ob du gerade eine Bombe entschärfst oder durch ein Asteroidenfeld navigierst. Und wenn du es ihm nicht sofort gibst, nervt er dich mit Popups und legt im Hintergrund alles lahm, sodass alles noch langsamer läuft als sonst. Danach will er immer einen Neustart, der nochmal ewig dauert. Und alle Programme wollen ihren persönlichen Neustart, keine Gruppenabfertigung. Bei installationen und Updates jeglicher Art gibt es 4 Arten von Ladebalken:
- Der Balken scheint schnellen Fortschritt zu machen, aber dann wird er auf der anderen Seite wieder kürzer. Es handelt sich nur um eine Aktivitätsanzeige, nicht um eine Fortschrittsanzeige.
- Der Balken macht schnellen Fortschritt, aber dann war es nur einer von mehreren Balken, die wesentlich langsamer laufen.
- Der Balken macht mehr oder weniger schnell Fortschritt und bleibt dann kurz vorm Ziel oder sogar bei 100% stehen und man weiß nicht, ob da noch was passiert, oder es abgekackt ist.
- Ber Balken macht sehr langsamen, aber beständigen Fortschritt. Die Festplatte wird malträtiert, der Prozessor glüht, aber alles sieht gut, der Vorgang wird ordnungsgemäß abgeschlossen. Dann kommt eine Fehlermeldung. Alles nur, damit du bis zum Ende warten musstest und die Hardware auch maximal belastet wird.
Akkus
Zum Glück sind die Zeiten vorbei, in denen Akkus kiloschwere Klötze waren, die man tagelang aufladen musste, damit sie ein paar Minuten Saft liefern. Aber Mimosen, die bei jedem Anlass kaputt gehen, sind sie immer noch. Wenn man sie zu tief entlädt, oder zu stark auflädt, wenn man sie nicht voll auflädt, zu wenig entlädt, wenn man sie zu selten oder zu unregelmäßig auflädt, wenn man sie minimalen Temperaturschwankungen aussetzt, sie anstupst oder schief anschaut, verlieren sie sofort an Kapzität. Ganz zu schweigen von ihrer Brand- und Explosionsgefahr. Früher waren Akkus wenigstens genormt und austauschbar. Heute kann man das Gerät komplett wegschmeißen, wenn der Akku hinüber ist, eine Reparatur wäre teurer. Die Akkus sind entweder fest verbaut oder ein Spezialteil, das ein Spezialladegerät braucht. Damit auch schön viel Elektroschrott produziert wird und Nutzer ihre Daten verlieren.Viel Akkugeräte heutzutage kann man gar nicht mehr alternativ mit Kabel betreiben. Wenn mittendrin der Saft ausgeht, bist du gelackmeiert. Um es über nacht aufzuladen, musst du es ständig auf Standby lassen, und kannst nicht alles ausschalten und Strom sparen. Außerdem passt die Ladezeit nicht unbedingt mit der Schlafzeit zusammen und schon geht der Akku wieder kaputt.
Batteriebetriebene Spielzeuge
Handy
Die Physik des Kleckerns
Jeder weiß, dass Brot immer auf die beschmierte Seite fällt. Doch dass ist nicht das einzige Gesetz des Kleckerns.
Auffüllen
- Löffelt man eine Masse von einem hohen Gefäß in ein Niedriges, so kleckert es immer an die Außenwand des hohen Gefäßes, vorzugsweise genau in den Zwischenraum beider Gefäße, wo die Masse zusätzlich unter den Rand des niedrigen Gefäßes läuft.
- Hat das hohe Gefäß einen Henkel, steht dieser grundsätzlich über dem niedrigen Gefäß, wenn man löffeln will. Dreht man den Henkel nicht zur Seite, kleckert es immer auf den Henkel. Dabei wird der Tropfen einige Reckübungen am Henkel machen, um dann mit frischem Schwung die Richtung zu ändern, um den Regeln aus Punkt 1 gerecht zu werden.
- Benutzt man ein Gefäß mit überstehendem Rand, um das Klecken in den Zwischenraum zu verhindern, löst sich der Tropfen erst beim Zurückführen des Löffels, sodass er mit dem Schwung unter den Rand fliegt. Will man den Tropfen bewusst außerhalb der Gefahrenzone abschütteln, fliegt er extra einen Umweg, um trotzdem die Ritze zu treffen, oder gleich die Kleidung.
Fleischsalat
Fleischsalat besteht aus länglichen Streifen in einer Soße - ein höchst tückisches Gemisch- Will man den Salat mit einer Messerspitze aus seinem Behälter entnehmen, um ihn aufs Brot zu streichen, so rutschen die Fleischstreifen immer. Mann schafft es nur ein bis zwei Streifen auf einmal zu transportieren und es fallen garantiert welche auf dem Weg herunter.
- Auf dem Brot angelangt, ist es sehr schwierig, den Salat gleichmäßig zu verteilen, da sich die Streifen in alle Richtungen winden, nur nicht dorthin, wo sie sollen.
- Ein Fleischsalatbrot abzubeißen ohne die ganzen Tisch und die Kleidung einzusauen ist unmöglich.
- Benutzt man Messer und Gabel, kann man das Brett und den Tisch durchsägen, doch das Brot wird immer zusammenhängen. Sobald man das abschnittene Stück zum Mund bewegen will, wird der Rest des Brotes mit hochgerissen und der Salat verteilt sich in der Wohnung. das Brot landet selbstverständlich neben dem Brett und auf der beschmierten Seite.
- Der am abgeschnittenen Stück befindliche Salat fällt herunter, sobald man die Gabel in die entsprechende Position dreht, um sie in den Mund zu führen.
- Heruntergefallene Fleischstreifen kann man nicht aufheben, ohne sie quer über den Tisch zu schieben.
Eingießen aus einem Tetrapack
- Auch wenn sich die Schließmechanismen verbessert haben, gibt es noch Tetrapacks, die schon beim Öffnen alles vollspritzen.
- Beim Gießen aus einer vollen Packung, läuft die Flüssigkeit an der Packung herunter, jedoch nicht ins Trinkgefäß.
- Hat man es geschafft, den Strahl ins Glas zu lenken, sorgt die meist zu kleine Gießöffnung für eine stockende Luftzufuhr. Es blubbert an der Mündung, und der Strahl bekommt unkontrollierbare Interferenzen.
- Beim Absetzen sorgt der plötzliche Druckabfall im Glas für starken Wellengang. Die Flüssigkeit spritzt bis unter die Decke.
Das Öffnen von verschweißten Verpackungen
- Deckel kräuseln sich nach außen. natürlich sind sie voll beschmiert, sodass man sie nicht einfach ablegen, aber auch nicht anfassen kann, um sie zusammenzufalten.
- Kräuselt sich ein Deckel ausnahmsweise nach innen, so gelangt er in den Inhalt und beschmiert auch von Außen.
- Deckel aus Alufolie reißen immer ein. Das noch am Topf hängende Stück ist voll beschmiert.
Sonstiges
- Marmeladengläser und Besteck sind immer klebrig von, egal wie sehr man darauf achtet, dass sie nicht beschmieren.
Verkehr
- Lahmarschige Leute, die sich auf einem eigentlich breit genugen Gehweg so verteilen, dass man weder links noch rechts überholen kann.
- Alte Leute, die nichts um sich herum mitkriegen, aber in dem Moment, in dem man zum Überholen ansetzt, stehenbleiben und sich in Zeitlupe umdrehen, um zu sehen, wer da von hinten kommt.
- Leute, die ein Schwätzchen an den engsten Stellen halten müssen, oder genau an einer Straßenecke, sodass man die Biege nicht scharf nehmen kann, sondern in großem Bogen um die Leute herumgehen muss.
- Dass auch auf der einsamsten Straße immer genau dann ein Auto kommt, wenn man über die Straße will ist ja bekannt. Aber wenn sich in einer langen Schlange endlich eine Lücke auftut, quetscht sich immer ein Fahrradfahrer dazwischen und eiert in einem unentschlossenen Tempo herum.
- Autofahrer, die direkt vor meiner Nase wenden müssen, genau wenn ich die Straße überqueren will.
- Ampeln, die grün werden, wenn ich noch 20m entfernt bin. Wenn man wartet, bleiben sie ewig grün, wenn man sich beeilt, werden sie genau einen Schritt vor der Straße rot.
Man kommt hier auch zu nix
Eingeschobene To Do Listen
Nur noch die Wäsche aufhängen, dann hast du endlich ein wenig Freizeit. Aber vorher noch schnell auf Klo. Auf dem Weg dorthin musst du niesen. Danach musst du natürlich ausführlich Nase putzen und stellst fest, dass das Taschentuchpaket leer ist. Also musst du ein Neues aus dem Schrank holen, und die leere Packung entsorgen. Dabei fällt dir auf, dass der Mülleimer voll ist und noch ausgeleert werden musst. Aber bevor du den Müll runterbringst, und danach wieder hoch aufs Klo musst, gehst du leiber erst auf Klo. Dabei fällt dir ein, dass du noch die Blumen gießen, einige Informationen recherchieren und viele Dinge auf den Einkaufszettel schreiben musst. Klopapier wird knapp. Händewaschen, dazu musst du erst den Wasserhahn aufdrehen, die Seife in die Hand nehmen, sie in der Hand drehen, wieder ablegen, dann endlos lange abspülen, jeder einzelne Schritt fühlt sich wie eine Ewigkeit an, die dich davon abhält, was du eigentlich machen willst und es häufen sich immer mehr Dinge auf deiner gedanklichen Todoliste. Du weißt, dass du die Hälfte wieder vergessen wirst, bis du hier endlich aus dem Bad rauskommst und dann musst du später nochmal rennen, anstatt alles effizent auf dem Weg zu erledigen. Das macht dich wütend, weil all diese banalen, lästigen Scheißtätigkeiten deine Lebenszeit rauben.Wenn du alles erledigt hast und dich endlich gemütlich hingesetzt hast und mit der Hand nach dem Wasserglas greifst, ist das Glas nicht da. Es steht noch in der Küche. Wenn du es geholt hast und dich wieder gemütlich hingesetzt hast, merkst du, dass es zieht und die Badezimmertür klappert. Wieder aufstehen, Fenster zumachen.